"1, 2 oder 3": Kindershow mit Elton:Er kann lesen

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Der ehemalige Praktikant Elton turnt nun bei "1, 2 oder 3" vor. Anhand der Show lässt sich schön ablesen, wie sich das Kinderfernsehen gewandelt hat.

Hans Hoff

Der Plopp ist tot. Er starb schon vor 25 Jahren. Gemerkt hat es allerdings kaum jemand. Immer noch gibt es Erwachsene, die sich bei der Frage nach der Kindershow 1, 2 oder 3 den Finger in den Mund stecken, die Backen aufblasen und dann den Überdruck mit einem satten Plopp entweichen lassen. So hat es Michael Schanze eingeführt, als er 1977 die kindliche Raterunde mit den hüpfenden Teams und den drei Antwortfeldern ins Fernsehen führte. Kurz vor der Auflösung einer Frage mussten die Kinder sich entscheiden, wo sie stehen bleiben, und Schanze rief: "Ob ihr Recht habt oder nicht, sagt euch jetzt das Licht."

Genau der gemütliche Typ: Elton im ZDF-Studio. (Foto: dapd)

33 Jahre später übernimmt nun ein Mann das Kommando, der Elton heißt und bekannt wurde als Showpraktikant bei Stefan Raab, als einer, der gedemütigt wird und trotzdem immer wieder aufsteht. Inzwischen ist Elton ein fester Begriff im deutschen Fernsehen.

Mit ihm wird manches anders bei 1, 2 oder 3. Menschen, die bei der Show lange nicht vorbeigeschaut haben, werden die Neuheiten wie eine kleine Revolution empfinden und dabei übersehen, dass das meiste schon vor Jahren geändert wurde. Das Phänomen 1, 2 oder 3 ist deshalb so ein besonderes, weil sich anhand der Raterunde schön ablesen lässt, wie sich das Kinderfernsehen gewandelt hat.

Als Michael Schanze begann, gab es drei TV-Kanäle, und Kindersendungen liefen noch nachmittags im Hauptprogramm und nicht im Kinderkanalghetto. Das erklärt, warum so viele Menschen den Plopp so verinnerlicht haben. Das Geräusch war genauso ein Markenzeichen der Sendung wie das Gehüpfe der Kinder, die nie zu früh verraten wollten, auf welchem Feld sie stehen bleiben würden. Sonst hätten die gegnerischen Kandidaten es ihnen ja gleichtun können.

Dass Michael Schanze der am häufigsten mit der Sendung assoziierte Moderator ist, verwundert wenig. Es gab halt sonst niemanden. Als Schanze 1985 nach nur 59 Sendungen aufhörte, übten bereits die ersten Privatsender den Ernstfall. Dass seine Nachfolger, die deutlich länger auf Sendung waren, sich nie so wie er im kollektiven Gedächtnis der Fernsehnation einnisten konnten, ist auch der abnehmenden Bedeutung des Gesamtmediums und des Kinderfernsehens im Hauptprogramm geschuldet. Daniel Fischer, der 2005 übernahm, schaffte bis zu seiner letzten Sendung am 9. Oktober immerhin 198 Folgen.

Elton, 39, der bürgerlich Alexander Duszat heißt, ist genau der gemütliche Typ, den Kinder offenbar gerne um sich haben. Als es darum ging, ob er als Präsentator taugt, kam heraus, dass ihn die meisten Jungen und Mädchen kannten und mochten. Auf die Frage nach seinen Qualifikationen, sagt Elton: "Ich kann Fragen ablesen." Außerdem habe er von Stefan Raab Disziplin gelernt. Die wird er brauchen, denn, so seine Einsicht: "Es gibt nichts Schlagfertigeres als Kinder."

Zu den Neuheiten der Sendung gehört, dass sich Elton auch außerhalb des Studios herumtreibt und Passanten verulkt. Das kann er, das hat er schon beim Hamburger Lokalfernsehen, wo Raab ihn fand, gelernt.

Dass 1, 2 oder 3 inzwischen um 8.25 Uhr läuft, ist für Elton, Vater zweier Kinder, ideal: "Da setzt man die Kinder vor den Fernseher und kann noch ein bisschen schlafen."

1, 2 oder 3, ZDF, an diesem Samstag, 8.25 Uhr.

© SZ vom 14.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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