Whatsapp:Nichts verpassen

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Wenn ständig Nachrichten aufs Handy kommen, kann das stressig werden. Was kann man tun, damit Whatsapp nicht zu viel wird? Und wie geht man mit Mobbern um?

Interview von Claudia Henzler

Das Handyprogramm Whatsapp gehört zu den beliebtesten Apps überhaupt. Aber es ist nicht immer Anlass zur Freude. Viele Nutzer fühlen sich überfordert und von manchen Nachrichten angegriffen - vor allem, wenn sie einer Chat-Gruppe angehören. Wie man das vermeiden kann, erklärt Felix Ebner. Er ist Trainer für soziale Medien, hält Vorträge über Whatsapp und gibt auch Kurse an Schulen. Außerdem schreibt er für die Internetseiten Handysector.de und Medien-Knigge.de

SZ: Wer in einer Whatsapp-Gruppe ist, bekommt manchmal Dutzende oder sogar Hunderte Nachrichten am Tag. Nervt das die Schüler, mit denen Sie sprechen?

Ebner: Ja, es kommt nicht selten vor, dass schon in einer 4. oder 5. Klasse 400 bis 500 Nachrichten pro Tag geschrieben werden. Bei manchen klingelt also 400 Mal am Tag das Smartphone. Man wird permanent unterbrochen und kann sich nicht konzentrieren.

SZ: Was kann man dagegen tun?

Auch wenn da nichts Wichtigeres kommt als lustige Katzenbilder: Manche Menschen haben das Gefühl, sie dürften auf Whatsapp nichts verpassen. Sie lesen die Nachrichten sogar mitten in der Nacht. (Foto: Handysektor.de, Bearbeitung: SZ)

Ebner: Als Erstes sollte man die Nachrichten dieser Gruppe lautlos schalten (das geht so: Profilbild der Gruppe anklicken, auf "i" klicken und "stummschalten" wählen).

SZ: Aber dann bekommt man ja nichts mehr mit!

Ebner: Es hilft ja nichts. Wenn man 54 Nachrichten in einer Stunde bekommt, kann man keine Hausaufgaben machen. Man muss sich das organisieren. Eine Stunde Hausaufgaben machen, dann kann man sich eine halbe Stunde mit Whatsapp beschäftigen - nachlesen und mitschreiben. Dann macht man vielleicht eine Stunde Sport oder etwas anderes. Und abends kann man sich noch mal eine Viertelstunde bei Whatsapp auf den neuesten Stand bringen.

SZ: Von diesem Vorschlag sind die Schüler in Ihren Kursen sicher nicht begeistert. Oder?

Ebner: Jeder, der das Handy oder andere Medien nutzt, sollte sich Gedanken machen: Wie gehe ich damit um? Was ist sinnvoll und gesund?

SZ: Haben Sie noch einen anderen Rat, wenn man sich von Whatsapp gestresst fühlt?

Ebner: Die Funktionen "zuletzt online seit" und "Lesehäkchen" führen bei vielen zu Stress. Wenn sie eingeschaltet sind, wissen die anderen, wann man Whatsapp das letzte Mal benutzt hat und ob man ihre Nachricht schon gelesen hat. Man denkt: Ich muss jetzt sofort antworten. Das ist weg, wenn man diese Funktionen ausschaltet. Und gleichzeitig sollte man auch von anderen nicht erwarten, dass sie sofort antworten.

SZ: In den Whatsapp-Gruppen herrscht oft ein schlimmer Tonfall. Manche fühlen sich gemobbt. Wie soll man damit umgehen?

Ebner: Man kann schauen, ob man für seine Gruppe Regeln verabredet. Zum Beispiel: Wer andere beleidigt, fliegt raus. Wenn sich eine Klasse über Whatsapp austauscht, sollten sie am besten zwei Gruppen bilden: Eine für die Hausaufgaben und wichtige Informationen. Die andere für Quatsch.

SZ: Was empfehlen Sie, wenn jemand gemobbt wird?

Ebner: Das Schlimmste am Cybermobbing ist die ständige Erreichbarkeit. Deshalb sollte man den oder die Mobber sofort blockieren, damit man die Nachrichten nicht mehr liest. Außerdem sollte man sich an einen Erwachsenen wenden. In den Schulen gibt es Beratungslehrer, Verbindungslehrer oder Schulsozialarbeiter. Die können helfen. Mit denen kann man reden.

SZ: Sie machen mit Schülern auch Nachrichtentraining. Worum geht es da?

Ebner: Wir zeigen, wie unterschiedlich ein und dieselbe Nachricht verstanden werden kann. Daran sollte man denken, wenn man etwas schreibt. Selbst Emojis können unterschiedlich gedeutet werden. Der verwirrendste Emoji ist der mit den gebleckten Zähnen. Für die einen bedeutet es: "Ich kann mich nicht halten vor lachen." Für die anderen ist er bösartig oder schadenfroh. Das Gleiche gilt für den lächelnden Kackhaufen.

SZ: Sollte ich also am besten gar keine Whatsapp-Nachrichten schreiben?

Ebner: Whatsapp kann nützlich sein, um mit anderen Kontakt zu halten. Es ist aber nicht das Richtige, um zu streiten oder zu diskutieren. Da ist es wichtig, den anderen zu sehen - seine Gestik und Mimik - oder zumindest zu hören. Deshalb sollte man wichtige Dinge persönlich oder am Telefon besprechen.

© SZ vom 02.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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