Verrückte Fragen, wissenschaftlich beantwortet: Die eingeebnete Erde

Diesmal mit Bernhard Schölkopf, Informatikprofessor aus Tübingen: Wenn man jede Unebenheit auf der Erde ausgleichen würde, wäre sie dann größer oder kleiner?

"Gibt es mehr Berge oder Täler? Auf was bezieht sich größer und kleiner? Und was heißt eben? Eben wäre eine solche Erde dann, wenn uns die Anziehungskraft an jedem Punkt senkrecht nach unten zieht. Heißt: Eine Murmel, die wir auf so eine Erde setzen würden - wenn wir mal alle anderen Kräfte ausblenden - würde an keinem Ort der Erde zu rollen beginnen. Machen wir es uns einfach und sagen: Die Berge, die wir abtragen und ins Meer werfen (da ist am meisten Platz), verdrängen genauso viel Wasser, wie sie groß sind. Das Wasser steigt, alle Ozeane auf der Erde würden sich zu einem Megameer verbinden, das die ganze Erde bedeckt. Es ist ein bisschen kompliziert auszurechnen, aber ich habe das mal in den Computer eingegeben. Dieses Meer wäre 2,6 Kilometer tief, weltweit! Lassen wir aber mal das Wasser unberücksichtigt: Ein Drittel der Erdoberfläche ist mit Land bedeckt, durchschnittlich 0,8 Kilometer hoch. Der Rest ist Ozean, durchschnittlich 3,8 Kilometer tief. Rechnet man mit diesen Werten, heißt das, Achtung kompliziert: 1/3 x 0,8 km - 2/3 x 3,8 km. Würde sich das ganze Erdmaterial also plötzlich gleich verteilen und das Meer verdampfen, würden die Erde durchschnittlich 2,3 Kilometer kleiner. Weil sie eine abgeplattete Kugel ist, allerdings ganz unterschiedlich, je nachdem wo man ist: In München würde man weniger als zwei Kilometer runterfallen, neun am Äquator. Am Nordpol wäre es umgekehrt: Da würde man nicht fallen, sondern in der neuen Erde eingegraben, zwölf Kilometer tief. Hört sich alles viel an, aber wenn man bedenkt, dass der Radius der Erde durchschnittlich 6371 Kilometer misst, sind die paar Streusel, die da als Berge und Täler verteilt sind, eine Kleinigkeit. Die 2,3 Kilometer etwa sind weniger als 0,04 Prozent. Wir leben auf einer schon fast perfekten Kugel."