Verrückte Frage:Könnten Cristiano Ronaldo und Thomas Müller zu zweit eine B-Jugendmannschaft besiegen?

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(Foto: privat)

Diesmal mit Professor Ansgar Thiel, Sportwissenschaftler an der Universität Tübingen.

Protokoll: Georg Cadeggianini

"Vor 40 Jahren trat der Volleyballer Burkhard Sude bei "Wetten, dass..?" allein gegen eine Verbandsligamannschaft an. Nach fünf Minuten stand es 6:3 für Sude. Er gewann. Im Internet gibt es Videos, da spielen drei japanische Profis gegen 100 Kinder hohe, lange Bälle übers ganze Fußballfeld und machen Tore. Und natürlich haben auch B-Jugend-Spieler, also 15- und 16-Jährige, gegen Cristiano Ronaldo und Thomas Müller im Eins-zu-eins nicht den Hauch einer Chance. Die Profis springen höher, haben den besseren Antritt, den härteren, platzierteren Schuss, die größere Ausdauer. Mit Spitzengeschwindigkeiten um die 35 km/h laufen sie auch den sehr schnellen B-Jugendspielern mit um die 27 km/h einfach davon. Trotzdem würden Müller und Ronaldo das Spiel - vor allem gegen höherklassige B-Jugendmannschaften - haushoch verlieren. Denn B-Jugend-Fußball ist kein Individualspiel, kein Eins-zu-eins. Schon zum Ende der C-Jugend wird Gruppentaktik immer wichtiger: Man automatisiert bestimmte Spielabläufe, stimmt Laufwege ab, Verteidigung wird raumorientiert. Die Dynamik zieht an. Sprinten und langsames Traben, das sind die Bewegungsformen im Fußball. Bei den Profis gibt es mindestens 40 bis 60 Sprints in einem Spiel, die Laufrichtung ändert sich etwa alle fünf Sekunden. Sie legen in 90 Minuten bis zu 14 Kilometer zurück. Bei guten B-Jugendspielern werden es um die sechs bis acht Kilometer sein. Aber: Unsere beiden Profis sind ja alleine, müssten drei- bis viermal so viel laufen. Sie müssten viel häufiger sprinten. Das halten auch Spitzenathleten nicht lange durch. Heißt: Mit einem Manuel Neuer im Tor und einer Spieldauer von fünf Minuten haben sie eine gute Chance. Je länger das Spiel geht, desto platter sind Müller und Ronaldo. Treffen sie mal nicht, genügt ein langer Pass vor die Mittelfeldlinie. Da müssten sie auf 60 Meter 30 Meter aufholen. Unmöglich!"

© SZ vom 05.11.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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