Umfrage der Zeitschrift "Eltern":Väter unter Druck

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Viele Väter wollen mehr für ihre Kinder da sein. Im Beruf zurückstecken wollen sie aber trotzdem nicht. (Foto: dpa)

Windeln wechseln, die Kleinen zum Arzt bringen, bei den Schulaufgaben helfen, gleichzeitig Vollzeit arbeiten und der Haupternährer für die Familie sein: Viele Väter, das hat eine Umfrage jetzt ergeben, sind mit ihrer Rolle überfordert.

Irgendwie passt es nicht zusammen, was die Männer in Deutschland machen. Fast 90 Prozent von ihnen haben einen anstrengenden Job, arbeiten in Vollzeit, 40 und mehr Stunden in der Woche. Und die meisten finden dieses Modell genau richtig.

Gleichzeitig aber wollen sie sich mehr um die Familie kümmern. Zeit mit ihren Kindern verbringen, sich an der Erziehung beteiligen. Windeln wechseln, die Kleinen zum Arzt bringen, bei den Schulaufgaben helfen, das Kind zum Musikunterricht bringen und wieder abholen, solche Sachen zum Beispiel.

Die Zahlen, die das Meinungsforscherungsinstitut Forsa jetzt herausgegeben hat, zeigen ein widersprüchliches Rollenverständnis. Der moderne Mann ist hin und her gerissen zwischen seinem Beruf und dem Idealbild des perfekten Vaters, der sich treusorgend um seine Kinder kümmert.

Mehr als 1000 Väter zwischen 20 und 55 Jahren wurden im Auftrag der Zeitschrift Eltern befragt. Die Ergebnisse unterschieden sich kaum von denen der letzten Befragung, die im Sommer 2011 veröffentlicht wurde. Und vielleicht ist genau das die Nachricht: Bei den Vätern hat sich wenig getan. Noch immer verspüren sie den Druck, als Ernährer der Familie fungieren zu müssen. Und noch immer haben sie ein schlechtes Gewissen, weil sie es gleichzeitig nicht schaffen, sich so um ihre Kinder zu kümmern, wie sie sich das eigentlich wünschen würden.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie im Überblick:

  • Glücklicher, aber weniger Zeit für sich und die Partnerschaft: Immerhin 58 Prozent der Väter finden, ihr Leben sei dank der Geburt ihres Kindes "glücklicher und erfüllter" geworden. Doch die Männer beklagen sich auch über die negativen Auswirkungen der neuen Rolle, vor allem die etwas jüngeren Väter. In der Gruppe der bis zu 40 Jahren geben 39 Prozent an, sie hätten kaum noch Zeit für sich; 17 Prozent von ihnen fühlen sich manchmal sogar "völlig überfordert". Bei den Befragten über 50 sagen das nur jeweils halb so viele. 57 Prozent der befragten Männer geben an, dass sie weniger Sex haben als früher, bei den jungen Vätern mit Kindern bis sechs Jahre sind es sogar 63 Prozent. Jeder vierte streitet sich mit seiner Partnerin häufiger als früher, und jeder fünfte sagt: "Unsere Partnerschaft wird durch das Kind belastet."
  • Zwischen Ernährer und Kümmerer: Die meisten Männer haben eine klare Vorstellung davon, was einen guten Vater ausmacht: Er interessiert sich für die schulische Situation seines Kindes, sagen 89 Prozent. Er verbringt so viel Zeit wie möglich mit seinem Kind (81 Prozent). Er wickelt und füttert sein Baby regelmäßig (56 Prozent), er kümmert sich um die Babypflege (54 Prozent haben das nach eigener Aussage getan). Aber eben auch: Er sorgt durch sein Einkommen dafür, dass es der Familie gutgeht (61 Prozent). Das traditionelle Männerbild - der Ernährer, es ist in der Gesellschaft offenbar noch immer stark präsent, immerhin sind drei Viertel der Befragten "größtenteils für die finanzielle Versorgung der Familie zuständig".
  • Keine Experimente mit Teilzeit: Der moderne Mann mag das Rollenverständnis der Vätergeneration antiquiert finden - was den Beruf angeht, neigt er allerdings nicht zum Experimentieren. 89 Prozent der Väter arbeiten in Vollzeit, nur vier Prozent in Teilzeit. Zwei Drittel der Befragten wollen das auch so. Ein Drittel allerdings würde gern in Teilzeit arbeiten. Das sind die Widersprüche der berufstätigen Väter von heute: 43 Prozent von ihnen hätten gern mehr Zeit für die Familie, 15 Prozent haben sogar das Gefühl, weder im Beruf noch in der Familie allen gerecht zu werden - und trotzdem ist die Mehrheit nicht bereit, in Teilzeit zu arbeiten.
  • Nur kurze Elternzeit für die Papas: Zwar nehmen immer mehr Väter Elternzeit - bei den Vätern mit Kindern bis sechs Jahre sind es sogar 44 Prozent. Doch die große Mehrheit von ihnen (80 Prozent) nimmt nur zwei Monate in Anspruch. Lediglich elf Prozent nutzen die Möglichkeit, sich länger als sechs Monate ums Kind zu kümmern. Immerhin vermuten 41 Prozent der abhängig beschäftigten Väter, die Elternzeit wirke sich "sehr oder eher negativ" auf die Karriere aus. 40 Prozent glauben nicht, dass die Elternzeit eine Rolle spielt und immerhin zehn Prozent sehen die Auswirkung einer Elterzeit sogar "eher oder sehr positiv". Diese Wahrnehmung hat sich seit 2011 etwas verschoben. Damals waren 45 Prozent von negativen Konsequenzen ausgegangen und 35 Prozent glaubten, eine Elternzeit habe keinen Einfluss auf die Karriere.
  • Helfen im Haushalt, aber keine 50-50-Aufteilung: Immerhin neun von zehn der befragten Väter beteiligen sich an der Hausarbeit. Gleichwohl wird nach wie vor nur in einem Teil der Familien der Haushalt gleichberechtigt gestemmt. So übernehmen gerade mal 38 Prozent der Männer die Hausarbeit zur Hälfte oder mehr. 52 Prozent sind nur zu einem kleinen Teil beteiligt.
© Süddeutsche.de/dpa/AFP/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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