Tiere:Jetzt ist Pause

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Im Winter gibt es wenig zu fressen. Für viele Säugetiere ist das ein Problem. Die Lösung: Manche verschlafen den Winter einfach.

Von Katrin Blawat

Frühmorgens, der Wecker klingelt. Draußen ist es nass, kalt und dunkel. In solchen Momenten geht es Igel, Eichhörnchen und Bär eindeutig besser als dem Menschen: Sie müssen in der kalten Jahreszeit nicht aufstehen. Sie verschlafen sie einfach.

Für eine ganze Reihe von Tieren zählt im Winter nur eins: mit möglichst wenig Energie auszukommen. Und wie funktioniert das am besten? Mit Nichtstun! Wer sich nicht bewegt, braucht auch keinen "Treibstoff". Steht dann noch eine enge Höhle zum Einkuscheln bereit, schützt diese auch vor Frost und Schnee.

Eichhörnchen stehen immer wieder auf, um etwas von ihren Vorräten zu fressen. (Foto: dpa)

Ganz grob lassen sich unter den Winter-Faulpelzen zwei Typen unterscheiden : Eichhörnchen, Waschbären und der Dachs zum Beispiel halten Winterruhe. Ihr Herz schlägt dann langsamer, sie atmen seltener und ihr Körper kühlt um ein paar Grad ab. All das spart Energie. Trotzdem kämen sie ganz ohne Nahrung nicht über den Winter. Deshalb wachen sie immer mal wieder kurz auf, fressen ein bisschen und verziehen sich dann wieder.

Für Igel, Fledermaus und Murmeltier ist sogar das schon zu viel Aktivität. Sie halten Winterschlaf. Der hat aber, trotz seines Namens, nichts mit dem normalen Schlaf zu tun. Stattdessen passieren im Körper eines Igels oder Murmeltiers seltsame Dinge. Die Tiere wirken wie tot, und ihr Körper ist völlig ausgekühlt, manchmal fast bis auf null Grad. Sie atmen nur einmal pro Minute oder noch seltener, und auch ihr Herz schlägt extrem langsam. Dafür müssen viele von ihnen monatelang nichts fressen. Sie können von den Speckpolstern leben, die sie sich in den Monaten vorher angefuttert haben. Trotz dieses radikalen Sparprogramms bekommen die Tiere vermutlich etwas davon mit, was sich in ihrer Umgebung tut. Und alle paar Wochen kehrt auch in die Winterschläfer ein bisschen mehr Leben zurück. Um nicht komplett einzurosten, wachen manche von ihnen, zum Beispiel Igel, zwischendurch kurz auf.

Schlafdauer

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(Foto: imago/imagebroker)

So wie auch ein Mensch mal mehr oder weniger Schlaf braucht, so unterschiedlich fällt auch die Winterpause der Tiere aus. Beim Dachs zum Beispiel dauert sie je nach Temperatur nur ein paar Tage oder mehrere Monate. Die Bären in Sibirien schlafen sieben Monate lang, ihre Artgenossen in unseren Zoos hingegen oft überhaupt nicht. Auch der Klimawandel verändert die Gewohnheiten. Viele Tiere schlafen inzwischen deutlich später ein, weil es länger warm bleibt.

Woher aber wissen die Tiere, wann es Zeit für den Winterschlaf ist und wann sie wieder aufwachen können? Wenn die Tage kälter und kürzer werden, ist dies das Zeichen zum Einkuscheln. Umgekehrt funktionieren die höheren Temperaturen und längeren Tage im Frühjahr wie ein Wecker. Damit die Tiere nicht durcheinanderkommen, wenn es im Winter mal ein paar Tage lang ungewöhnlich warm ist, haben sie zur Kontrolle außerdem noch eine Art innere Uhr eingebaut. In Deutschland ziehen sich die meisten Tiere etwa im September oder Oktober zurück und kommen im März oder April wieder hervor.

Damit die Tiere die lange Ruhepause gut überstehen, hat sich die Natur allerlei Tricks ausgedacht. Ohne sie würde einem Bären im Frühjahr das Gleiche passieren wie einem Menschen, der wegen einer Krankheit lange im Bett liegen musste: Seine Muskeln schrumpfen und es fällt ihm sogar schwer, alleine zu stehen. Der Bär hingegen kann gleich zur Futtersuche losziehen. Dank eines speziellen Stoffes im Blut bauen sich seine Muskeln während der langen Pause nicht ab. Außerdem machen Bären im Winter eine Art Fitnesstraining: Sie zittern hin und wieder heftig. Das wärmt und kräftigt die Muskeln. Trotzdem: Auch den Tieren fällt das Aufwachen schwer. Hamster und Erdhörnchen zum Beispiel sind erst einmal verwirrt und vergesslich, haben Forscher beobachtet.

© SZ vom 07.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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