Thema der Woche:Schau, was ich kann!

Lesezeit: 1 min

Manchmal muss man sich einfach ein bisschen aufblasen - vielleicht, weil man dann wirklich mehr an sich glaubt? Illustration: Nadine Redlich (Foto: N/A)

Angeben, Aufplustern, Rumprahlen: muss man manchmal einfach, geht irgendwie nicht anders. Aber warum eigentlich? Und was macht das mit einem? Über den schmalen Grat zwischen superselbstbewusst und oberangeberisch.

Von Silke Stuck

Das hier ist ein Hammertext. Einer, der dein Leben verändern wird. Schön zu lesen, mit Nutzwert und dazu auch noch richtig lustig. Uneingeschränkt super halt.

Wie? Ich soll nicht so angeben? Na gut. Doch was, wenn es stimmt, wenn ich, verdammt noch mal, gut bin? Oder zumindest nicht schlecht, also, nicht komplett unterirdisch. Mann, gerade hat es sich doch noch so gut angefühlt ...

Eltern sagen ja oft, dass man unschlagbar ist, und das tut unschlagbar gut. Aber irgendwann wird einem klar, dass es da draußen noch einige andere gibt, die richtig gut können, was man selbst halt gerade mal so gebacken kriegt und dass es - jetzt mal von außen betrachtet -, gar nicht so richtig viele Argumente gibt rumzuprahlen, nur weil man vielleicht jonglieren kann, eine eigene Salatsoßenkreation erfunden hat (mit Kumquat!) oder auf Finnisch bis zehn zählen kann. Andere Kinder sind dann oft gnadenlos. Wenn sie "Jetzt gib halt nicht so an" sagen, dann meinen sie damit: zurück in die Reihe, Schluss mit Raustanzen. Hör auf, du Trump!

Also lieber leisetreten, tief stapeln, bescheiden sein. "Das kann ich auch nur so mittel ..." Aber irgendwann glaubt man seine Mittelmäßigkeit selbst - und das ist schade. Vor allem sagen dann alle wieder: "Sei doch mal ein bisschen selbstbewusster."

Manchmal macht das auch richtig Spaß: sich aufblasen, sich großartig denken, sich selbst ein bisschen anders sehen - in besser, schöner, schneller, klüger, größer. Angeben ist immer auch: behaupten, wer man noch so ist. Oder zumindest sein könnte. Und gucken, wie die anderen drauf reagieren. Gehen sie mit? Fang ich auch an, dran zu glauben? Können alle am Ende vielleicht drüber lachen?

Ein bisschen Gepose - reimt sich auf dicke Hose. Und darf, nein: soll manchmal sein. Anstrengend wird's ja nur, wenn man behauptet oder, schlimmer, wirklich glaubt, in allem besser, schneller, toller zu sein als die anderen.

© SZ vom 26.03.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: