SZ: Herr Mehringer, Sie forschen an der Uni Augsburg zum Thema Spielen. Sind Sie Sucher oder Verstecker?
Volker Mehringer: Am liebsten beides, hintereinander. Es geht um das richtige Maß. Was kann ich dem anderen zumuten? Zu schwierig ist frustrierend. Noch blöder ist aber zu leicht. Das Osternest unterm Terrassentisch ist für alle Altersklassen ein absolutes No-Go.
Warum macht Versteckenspielen so viel Spaß?
Es liegt am Spannungsbogen. Das ist eines der ältesten Spiele der Menschheit. Dieser Hin und Her aus Anspannung und Entspannung ist das Spielprinzip schlechthin. Wenn ich dabei selbst das Osterei bin, das gefunden werden muss, macht es das noch aufregender.
Angenommen Aliens beobachten uns auf der Erde: Da sitzen Menschen um einen Tisch, bewegen kleine Figuren oder tollen draußen rum. Was soll das?
Was man auch als Außenstehender sieht: Spielen macht Spaß. Im Hintergrund passiert dabei aber wahnsinnig viel. Wir üben Dinge. Das reicht von Feinmotorik bei den Legosteinen bis zum sozialen Miteinander. Zentral dabei ist, dass das nebenbei stattfindet. Kinder spielen, bis sie in die Schule kommen, bis zu 15 000 Stunden. Das sind - zieht man Essen und Schlafen ab und geht von einem Zwölfstundentag aus - mehr als drei Jahre Durchspielen. In dieser Zeit macht der Mensch mehr Entwicklungsschritte durch als im ganzen restlichen Leben.
Mit was spielen wir in Zukunft?
Vielleicht kommt mit dem 3-D-Drucker das selbst gemachte Spielzeug zurück? Der Mensch spielt seit Tausenden Jahren - Spielzeuggeschäfte gibt es aber erst seit etwa 250 Jahren. Entscheidend für die Spielezukunft ist: Wie entwickelt sich Kindheit? Rausgehen und schauen, wer so da ist. Das wird es immer weniger geben. Spielen dagegen wird es immer geben.
Spielen Kinder lieber als Erwachsene?
Ganz ehrlich: Wir wissen das nicht. Als Gesellschaft haben wir das Leben von Erwachsenen so gestaltet, dass wir wenig zum Spielen kommen. Dabei gibt es jede Menge Spielraum. Das Leben ist ein besseres, wenn wir es spielerisch angehen!