Thema der Woche:Pflückglück

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Bei der Gartenarbeit kriegt man rabenschwarze Fingernägel, Rückenzwicken, eine Schwitzestirn und manchmal sogar einen Koller. Aber am Ende bekommt man auch ganz viel Buntes und Leckeres zurück. Über die Magie des Gärtnerns.

Von Silke Stuck

Das mit dem grünen Daumen ist schon mal ziemlicher Quatsch. Weil - wer will das schon, selbst bei der Gartenarbeit? Dreckig muss er sein, der Daumen, nicht grün, und alle anderen Finger auch. Denn Gärtnern ist vor allem eines: erlaubtes Wühlen im Dreck. Rein mit den Fingern in die feuchte, noch spätfrostkalte Erde. Und mit vollen Händen wieder raus. Voll, weil: Irgendwie bekommt man davon nicht nur tiefschwarze Fingernägel, sondern auch etwas Zauberhaftes zurück. Nur was?

Gartenarbeit ist ein bisschen wie Sportersatz. Rasenmähen, leicht bergauf vielleicht noch, kann sich durchaus anfühlen wie eine Runde Fußball. Unkraut rauszupfen denselben Effekt haben wie Gymnastik. Auch mentale Fitness trainiert man zwischen Schnittblumen und Radieschen allemal, denn man muss unbedingt die kleinen Schritte ehren. Klar erscheint das Beet am Anfang riesengroß. Oder Laubharken im Herbst? So sinnvoll wie Schönschriftabschreiben, vor allem bei Wind. Also unbedingt nie das große Ganze in den Blick nehmen. Sondern nur, was direkt vor einem liegt. Ein Spatenstich, noch einer und noch einer.

Zugegeben, jetzt um diese Zeit sind Gärten noch kahl. Aber wie toll, daran etwas ändern zu können - mit bloßen Händen. Und wie irre, dass schon in ein paar Wochen alles blüht. Ganz zu schweigen von der ersten selbstgezogenen Möhre (die schmeckt wirklich komplett anders, versprochen). Wie man sich dabei verlieren kann, einer fliehenden Assel oder einem Regenwurm zuzuschauen und sich dieses scheinbar endlose Erdreich und seine Bewohner vorzustellen.

Im Grunde ist Gärtnern, wie das Leben eigentlich sein sollte: Man nimmt etwas in die Hand, verteilt es irgendwo und dann entsteht daraus etwas. Ohne, dass man es wirklich mitbekommt. Aber knallbunt dafür. Und das ist das Eigenartige, fast Zauberhafte am Gärtnern. Und der Dreck, genau, der auch.

© SZ vom 03.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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