Thema der Woche:Neue Rollen!

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Verkehrte Welt: 87,2 Prozent der Chefetage sind männlich besetzt (rosa mit Sternchen), nur 12,8 von Frauen (blau) in den deutschen Top-30-Firmen. (Foto: gca)

Chefs in Deutschland sind heutzutage immer noch vor allem eines: männlich. Woher das kommt, warum das gar nicht gut ist, und zwar weder für Frauen noch für Männer, und wie Politikerinnen und Politiker das jetzt ändern wollen.

Von Henrike Roßbach

Ein Junge, ein Mädchen - das gibt es oft. Etwa bei der Klassensprecherwahl, wenn ein Junge und ein Mädchen gewählt werden, damit alle in der Klasse jemanden haben, der sie und ihre Wünsche gut kennt und versteht.

In der Arbeitswelt ist das ganz anders. In den 30 wichtigsten Firmen in Deutschland zum Beispiel ist nur jeder achte in der Chefetage eine Frau. Das ist ziemlich ungerecht. Das liegt vor allem daran, dass Männer die Spielregeln lange allein festlegen durften. Früher galt meistens: Männer gehen arbeiten, Frauen kümmern sich um die Familie. Diese Rollenverteilung hat sich längst geändert, viele Regeln aber noch nicht. Für Frauen ist es schwer, dagegen anzukämpfen. Das ist ein bisschen wie beim Kindergeburtstag: Da ist es auch blöd, erst später dazuzukommen. Außerdem verändert sich für Frauen durch die Geburt eines Babys meistens immer noch viel mehr als für Männer: Sie bleiben oft länger mit Baby daheim. Und auch danach sind es oft die Mütter, die früher nach Hause gehen, um das Kind von der Kita zu holen. Immer mehr Frauen und Männer finden das doof. Sie wollen beide Zeit für ihre Kinder haben und trotzdem einen tollen Job. Das Problem ist nur: In vielen Unternehmen kriegt man diese Jobs nur, wenn man jeden Tag superlange im Büro sitzen kann.

Die Politik will gegen diese Ungerechtigkeit jetzt etwas unternehmen. Für die Chefposten in großen Firmen soll künftig eine Frauenquote gelten. Quote heißt Anteil, also Frauenanteil an Chefposten. Wenn es in einer Firma zum Beispiel vier Chefposten gibt, muss bald einer davon mit einer Frau besetzt sein. Von "ein Junge, ein Mädchen" ist das zwar immer noch weit entfernt, aber die Richtung stimmt. Die Idee ist, dass es für das ganze Unternehmen gut ist, wenn nicht mehr nur die Männer bestimmen. Und ganz nebenbei könnten durch die Quote bald mehr Mädchen und junge Frauen selbst Lust aufs Chefin-Sein kriegen.

© SZ vom 28.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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