Thema der Woche:Mut ab!

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Kein Urlaub, keine Oma, kein Opa, keine Pyjamapartys, dafür ständig und überall diese Masken, selbst in der Grundschule. Das Coronavirus verlangt eine ganze Menge von uns allen. Wie viel Mut steckt in der Zumutung?

Von Georg Cadeggianini

Manchmal muten wir uns eine Menge zu: die Frisbee vom Baum runterklettern, obwohl man doch eigentlich Angst hat da oben; dem Onkel mit seinen blöden Witzchen endlich mal die Meinung sagen, "Günter, das nervt. Echt. Total." Den kleinen Bruder mit zum Einkaufen nehmen, obwohl der zurzeit so schnell austickt. Davor fühlt sich das schwierig an. Man zweifelt, wankt. Hat vielleicht sogar ordentlich die Hosen voll. Aber wenn man sich dann doch traut, breitet sich ein komisches Gefühl aus - irgendwie aufrecht, standhaft, als ob man im Auftrag des Guten unterwegs wäre. Geschafft!

Wenn jemand etwas als Zumutung empfindet, dann bedeutet das, dass man von ihm oder ihr etwas verlangt, was eigentlich nicht in Ordnung ist, was zu viel ist. Bei Onkelwitzchen oder sieben Seiten Hausaufgaben ist das einfach. Da kann man sich Günter oder die Mathelehrerin zur Brust nehmen: "Hallo? Geht so gar nicht. Zumutung!" Aber bei Corona?

Zurzeit ist viel von Zumutung die Rede. Davon, dass das Virus mit neuen Rekordwerten unser Leben von rechts auf links krempelt: kein Urlaub, keine Oma, kein Opa, keine Pyjamapartys, dafür ständig diese Masken, selbst in der Grundschule. "Das Virus ist eine demokratische Zumutung", meinte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ganz schön düster, Zumutung, mit den drei "u".

Ganz in der Mitte steckt allerdings auch ein anderes, wichtiges Wort: Mut. Wenn man auf diese Mitte schaut, sieht man etwas Neues: Dann geht es nicht mehr nur um Qual und Aushalten und Passivsein, sondern ums Zutrauen. Wir trauen uns zu, dass wir auf das Virus reagieren können. Unerschrocken, fast kühn. Wir trauen uns zu, dass wir die Einschränkungen aushalten können - und unsere Demokratie ebenso. Mut tut gut! Das hat übrigens auch drei "u". Mittlerweile können wir sogar trotz Maske lächeln, nur mit den Augen. Was lernen wir noch alles?

© SZ vom 24.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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