Thema der Woche:Matchpoint

Lesezeit: 1 min

Bälle mit mehr als 200 km/h: Naomi Osaka gehört im Tennis zur Weltspitze. (Foto: Getty Images)

Die Japanerin Naomi Osaka ist eine der besten Tennisspielerinnen der Welt. Beim Finale der berühmten French Open in Paris steht sie trotzdem nicht auf dem Platz. Weil ihr wichtigster Kampf gerade ganz woanders stattfindet.

Von Nina Himmer

Dieses Wochenende findet das Finale der French Open statt. Ohne Naomi Osaka. Und das, obwohl sie eine der besten Tennisspielerinnen der Welt ist: berüchtigt für ihr kluges Spiel, Aufschläge mit Rennautogeschwindigkeit und Nerven aus Stahl. Aktuell steht sie auf Platz zwei der Weltrangliste - und auch in Paris ging es gut los für sie. Ihr erstes Match hat sie gewonnen, doch direkt danach wurde es ziemlich turbulent.

Es begann damit, dass Naomi Osaka nicht an den Pressegesprächen nach den Spielen teilnehmen wollte. Die Turnierveranstalter reagierten gereizt: Es sei Teil ihrer Verpflichtung, die Fragen der Journalistinnen und Journalisten zu beantworten. Sie fühle sich dafür gerade zu verletzlich, teilte Osaka mit - und kassierte Vorwürfe und eine Geldstrafe. Daraufhin zog sie sich aus dem Turnier zurück, kündigte eine Pause vom Tennis an und begründete beides mit einer Krankheit, an der sie schon seit vielen Jahren leidet: Depressionen.

Depressionen sind fies. Man kann die Krankheit nicht sehen wie ein gebrochenes Bein oder ein entzündetes Auge. Trotzdem leiden Betroffene sehr darunter. Sie sind zum Beispiel traurig, ohne zu wissen, warum. Oder es fehlt ihnen die Energie, um durch den Tag zu kommen. Schon aus dem Bett zu steigen und die Zähne zu putzen fühlt sich für manche unschaffbar an. Kann so jemand ein Sportsuperstar sein? Topleistungen und psychische Probleme - das passt für viele nicht zusammen.

Aber: Depressionen können jeden treffen, wie andere Krankheiten auch. Doch während mit einem kaputten Knie oder Keuchhusten alle zum Arzt gehen, versuchen depressive Menschen oft, das Problem mit sich auszumachen. Für sie könnte es leichter werden, sich Hilfe zu holen, wenn mehr Menschen offen über das Thema sprechen - so wie Naomi Osaka. Sie hat also viel gewonnen, obwohl sie beim Finale in Paris keinen Fuß auf den Platz gesetzt hat.

© SZ vom 12.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: