Thema der Woche:Kugelfreund

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Abnehmend oder zunehmend? Eselsbrücke: Passt die Sichel wie hier ins kleine Schreibschrift-a, ist er abnehmend. Illustration: Adam Higton (Foto: N/A)

Nachts knipst der Himmel den Mond an. Fast immer. Mal fingernagelfein, mal kreisrund wie ein randvolles Glas. Jetzt im Winter ist besonders viel Mondzeit. Wie wunderbar! Über einen goldblass schimmernden Superstar.

Von Georg Cadeggianini

Was ist weiter weg, New York oder der Mond? Einerseits klare Sache: Luftlinie müsste man 60 Mal über den Atlantik, um einmal bis zum Mond zu kommen. Andererseits: Kannst du von hier aus New York sehen?

Der Mond ist unser großer Nachbar: irgendwie nah dran, beruhigend verlässlich, das große, ja größte Ding am Nachthimmel. Und jetzt im Winter, wenn es früh dunkel wird und lange dunkel bleibt, ist besonders viel Mondzeit. Mondlicht macht glücklich. Man kann reinschauen, ohne sich die Augen zu verbrennen: "Punkt, Punkt, Komma, Strich - fertig ist das Mondgesicht." Chinesen entdecken in ihm einen Hasen, Südafrikaner eine Frau, die Brennholz trägt, Menschen in Gambia ein Krokodil. Seine Spiegelung im Wasser hat im Türkischen ein eigenes Wort: Yakamoz. Auf Schwedisch heißt das - wunderhübsch - mångata, Mondstraße.

Der Mond dirigiert Ozeane und rast mit rund 3680 km/h um die Erde. Er selbst ist dunkel, lässt sich einfach nur anscheinen, wirkt aschgrau. Läge dort Schnee oder wäre er weiß angestrichen, bekämen wir beim Schlafen Probleme. Dann wäre es auch nachts taghell.

Dabei ist er selbst ein kleiner Angeber, scheint größer, als er ist. Das kann man einfach ausprobieren: einmal Arm ausstrecken, Daumen aufstellen und ein Auge schließen. Wie viel vom Vollmond verdeckt die Daumendicke? Erst mal schätzen. Und in der nächsten Vollmondnacht am 17. Februar ausprobieren - oder die Lösung auf Seite 4 rechts unten nachschauen.

Der Mond gehört allen und niemandem: Per UN-Weltraumvertrag als unbesitzbar deklariert, ist es immer derselbe, zu dem wir da raufschauen. Der Freund, der gerade weggezogen ist, die Oma, drei Straßen weiter. Denselben Mond hat Kleopatra angeschaut, der Familienhund und - Yakamoz! - schimmert er golden auf dem Bosporus. Und klar: Er leuchtet auch über New York, ist ja nicht weit.

© SZ vom 29.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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