Thema der Woche:Juhu, Streit!

Lesezeit: 1 min

Am Mittwoch trifft US-Präsident Donald Trump in einem ersten TV-Duell auf seinen Herausforderer Joe Biden von den Demokraten. Dabei werden wohl die Fetzen fliegen. Wofür Streit gut ist und was Erwachsene dabei falsch machen.

Von Georg Cadeggianini

"Oh Mann. Hört jetzt endlich auf zu streiten!" Wer Bruder oder Schwester hat oder gar mehrere davon, der kennt diesen Satz. Den sagen Mama oder Papa, spätestens wenn die Situation festhängt: Nein, doch, nein, doch - immer lauter. Die Eltern sind dann genervt. Und das ist einer von mindestens zwei Streitfehlern der Erwachsenen. Denn Streit, guter Streit, ist wichtig.

Nächste Woche steht einer der wichtigsten Streite des Jahres an. Joe Biden trifft Donald Trump zum TV-Duell: ein Streit auf großer Bühne. Und zwar darum, wer die besseren Ideen für die Zukunft der USA hat. Denn am 3. November wird der neue Präsident gewählt.

Was ist ein schlechter Streit? Zum Beispiel weiß man danach oft gar nicht mehr so genau, was der andere gesagt hat. Manchmal sogar nicht mal mehr, was man selbst gesagt hat. Komisch, oder? Ein schlechter Streit wird oft verletzend. Deswegen Test: Immer nur so streiten, dass man sich jederzeit vorstellen kann, mit dem anderen später ein Eis essen zu gehen. Womit wir beim guten Streit wären. Gut streiten, vor allem mit Fremden, braucht Übung. Und es braucht Regeln. Hier die Top 3:

1. Warum streite ich überhaupt? Zum Beispiel weil ich will, dass der andere etwas Neues über mich versteht. Oder ich will ihn anpflaumen. Jedenfalls gilt: Wer ein Ziel hat, streitet anders. 2. Streiten macht uns schnell zum Tier: zum Grizzlybären etwa, der sich mit voller Kraft auf den Gegner wirft. Oder zum Hasen, der hakenschlagend abhaut. Beides nicht so gut. Besser als Tiere und Gefühle: die eigene Position begründen. 3. Aufs Tachometer achten. Das heißt: sich Zeit lassen, zuhören, nachfragen. Und: den anderen verstehen wollen.

Und was ist neben dem, dass Erwachsene das Streiten ewig schlechtreden, nun ihr zweiter Fehler? Sie sind oft ziemlich miese Vorbilder und scheitern an den einfachsten Regeln. Das wird man beim TV-Duell am Mittwoch wohl wieder sehen. Nein? Doch.

© SZ vom 26.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: