Thema der Woche:Heul doch!

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Lockdown, Kontaktbeschränkungen, Homeschooling und kein echtes Ende der Pandemie in Sicht. Da können vor lauter Frust und Freundevermissen schon auch mal die Tränen fließen. Aber warum weinen wir Menschen eigentlich?

Von Nina Himmer

Wasser, Traubenzucker, Salz und Proteine: Woraus Tränen bestehen, wissen Forscherinnen und Forscher ganz genau. Doch warum wir weinen, ist ein großes Rätsel. Tiere etwa weinen nie - es sei denn, es fliegt ihnen eine Mücke, ein Staubkorn oder etwas anderes ins Auge. Dann putzen Tränen die Augen, spülen einmal kräftig durch und den Fremdkörper raus.

Bei uns Menschen aber kullert es auch in anderen Situationen. Wenn man vom Skateboard fällt oder sich in den Finger schneidet zum Beispiel, wenn man Streit mit der besten Freundin hat, Papa zu laut schimpft, Oma ins Krankenhaus muss oder der Man-darf-nix-mehr-Lockdown schon wieder verschärft wird. Manchmal werden die Augen aber auch feucht, wenn bei der Geburtstagsparty plötzlich alle lauthals für einen singen. Wenn sich ein allersehnlichst gehegter Wunsch erfüllt. Oder wenn sich Mama und Papa feierlich vor dem Altar ihre Liebe schwören. Solche Gefühlstränen gibt es nur bei Menschen - sie fließen, wenn man etwas besonders Schlimmes oder etwas besonders Schönes erlebt. Eben dann, wenn die Gefühle richtig Wumms machen.

Früher dachte man, dass Weinen entspannt und mit den Tränen Stress aus dem Körper gespült wird. Wie eine Dusche für die Seele. Das stimmt aber nicht, obwohl Heulen manchmal wirklich hilft. Viel wahrscheinlicher ist, dass Weinen soziale Gründe hat, es also um Aufmerksamkeit von anderen geht. Tatsächlich führen Tränen ja meist dazu, dass man Mitgefühl und Unterstützung bekommt. Das ist ein Überlebensvorteil und stärkt die Gemeinschaft. Botschaft: Hey, ich brauche Trost!

Dass Weinen etwas Soziales ist, zeigt auch etwas anderes: Bis zum Alter von 13 weinen Jungen und Mädchen etwa gleich viel. Danach wird es bei Jungs weniger, weil sie oft hart sein und weniger Gefühle zeigen wollen. Das ist natürlich Quatsch, denn jeder hat ein Recht auf Tränen - und auf ganz große Gefühle.

© SZ vom 20.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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