Thema der Woche:Fünf Millionen Pikser

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Das Masern-Virus sieht unter dem Mikroskop fast aus wie ein Massageball. In echt ist es rund 5000 Mal kleiner als ein Millimeter. (Foto: mauritius images)

In Nigeria, einem Land in Westafrika, dreimal so groß wie Deutschland, sind die Masern ausgebrochen. Deshalb mussten jetzt in nur zwei Wochen unglaublich viele Kinder geimpft werden.

Von Isabel Pfaff

Wer schon mal Masern hatte, weiß: Das ist eine wirklich fiese Krankheit. Man bekommt Husten, juckende rote Punkte auf der Haut und muss ziemlich lange zu Hause im Bett bleiben. An den Spätfolgen kann man sogar sterben. Außerdem sind Masern ansteckend: Es reicht, mit einer erkrankten Person im selben Raum zu sein, um sich selbst das Masern-Virus zu holen. Praktisch also, dass es eine Impfung gegen die Krankheit gibt. Man muss sich zwar in den Arm piksen lassen, aber wer das hinter sich hat, ist sicher vor Masern.

In Nigeria, einem Land in Westafrika, dreimal so groß wie Deutschland, wurden gerade fast fünf Millionen Kinder gegen Masern geimpft - innerhalb von nur zwei Wochen. Das ist eine sehr kurze Zeit für eine solche Menge an Kindern. Warum haben es die Nigerianer so eilig?

Der Grund ist, dass Masern sehr gefährlich sein können, wenn der Patient oder die Patientin sowieso schon geschwächt ist. Wenn ein Kind zum Beispiel seit Monaten zu wenig zu essen bekommt, oder schon unter einer anderen Krankheit leidet - dann kann man an Masern sterben. Deshalb hat sich die Weltgesundheitsorganisation, die sich um die Gesundheit aller Menschen auf der Welt kümmert, vorgenommen, die Kinder in Nigeria vor Masern zu schützen.

Die Helfer brauchen sehr gute Kühltaschen, um von Dorf zu Dorf zu kommen

Warum ist das nicht schon längst geschehen? Im Nordosten des Landes herrscht ein schlimmer Krieg. Boko Haram, eine Terrorgruppe, verbreitet dort Angst und Schrecken. Deshalb ist ein normales Leben schon lange nicht mehr möglich. Mehr als eine Million Menschen leben in Flüchtlingslagern. Es gibt zu wenig zu essen für alle. Einfach mal zum Arzt gehen und sich impfen lassen? So etwas ist in dieser Gegend nicht möglich. Denn es gibt fast keine Ärzte. Vor ein paar Wochen ist es zu einem Masern-Ausbruch gekommen.

Jetzt hat die Weltgesundheitsorganisation zusammen mit Nigerias Regierung fast 30 000 Menschen losgeschickt, um die Kinder gegen Masern zu impfen. Auf holprigen Straßen sind sie in die Flüchtlingslager und abgelegenen Dörfer gefahren, um die Kinder zu erreichen. Um den Impfstoff zu transportieren, haben sie sehr gute Kühltaschen gebraucht. In Nigeria ist es nämlich das ganze Jahr über so heiß wie bei uns im Hochsommer - und der Impfstoff verträgt nur Kühlschranktemperaturen.

Jetzt sind die Kinder in Nigeria erst einmal geschützt. Um ihr Leben lang immun gegen Masern zu sein, müssen sie sich allerdings ein zweites Mal piksen lassen - wie Kinder in Deutschland auch.

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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