Thema der Woche:Fang doch!

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Runde Sache: Ist es Zufall, dass Bälle, Köpfe und die Welt kugelig sind? Illustration: Lourenço Providência (Foto: Lourenço Providência)

Bälle haben Menschen schon immer fasziniert, selbst Griechen und Römer kickten, warfen und fingen. Über ein rundes Wunderding, das nicht nur die Welt ins Rollen bringt - sondern auch die Menschen darauf zusammen.

Von Silke Stuck

Es geht schon damit los, dass wir auf einer leben: einer Kugel, einem blau-weißen Ball. Rund und glatt, manchmal bergig, manchmal abgründig, immer anziehend, sodass keiner runterpurzelt.

Auch viele Nummern kleiner, aus Gummi oder Leder, Schaumstoff oder Plastik, ist so ein Ball immer noch ein Wunderding. Er kann rollen und springen, flippen, kreisen, fliegen, trudeln, eiern, dopsen, kullern, schmeicheln, schmerzen. Viel wichtiger aber: Alle Bälle haben eine Superkraft. Von der Murmel bis zum Fußball bringen sie Menschen zusammen. Ohne Worte, einfach so. Eins gegen eins, vier gegen vier oder eben elf Freunde und Freundinnen. Egal, ob da ein richtiges Tor steht und nur zwei Stöcke liegen. Bevor es Bälle gab, nahm man früher manchmal runde Kokosnüsse. Oder Lederhüllen, gefüllt mit Wolle oder Haaren. Steine taten schon immer weh, lieber nicht. Irgendwie rollen muss es halt. Ist auch beim Fahrrad so: Das hat Räder, klar, aber antreiben tut es: ein Kugellager. Rund ist, was die Welt ins Rollen bringt. Und was uns Menschen magisch anzuziehen scheint. Da müssen wir hinterher, das brauchen wir in der Hand, müssen es hoch- und weitwerfen, auffangen, dagegentreten, unter der Handfläche dribbeln.

Das erste richtige Ballspiel haben wohl die Chinesen erfunden: Ts'uh küh hieß es und sollte damals Soldaten trainieren: Eine ausgestopfte Lederkugel musste in ein Mini-Tor gekickt werden. Auch Griechen und Römer spielten schon mit Bällen. Und wir ja sowieso. Ob Profiliga oder Hinterhof, immer ist da diese Magie, wenn ein Ball zwischen Spielenden hin und her zischt, tanzt. Jubel, Entladung, bis die Mannschaft sich zu einer einzigen Freudenkugel verklumpt. Überhaupt: sich einrollen auf Papas Schoß oder die Sanddünen hinab, beim Purzelbaum oder dem Frontflip ins Wasser. Manchmal tut es so gut, die Eckigkeit des Menschseins aufzulösen und einfach durchs Leben zu ballern.

© SZ vom 03.09.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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