Niemand hat so viele EM-Titel gewonnen wie die deutschen Fußballerinnen. Bei acht von bisher zwölf Turnieren haben sie die Trophäe überreicht bekommen. Trotzdem ist der Rekordsieger nicht als Favorit nach England gereist, denn die vergangenen Jahre sind für das Team schwierig gewesen: 2016 gewann es noch Olympia-Gold, 2017 bei der EM mit der neuen Bundestrainerin Steffi Jones war schon im Viertelfinale Schluss. Ende 2018 engagierte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die frühere Nationalspielerin Martina Voss-Tecklenburg als Coach. Doch sie hatte wenig Zeit und bei der WM 2019 verlor das Team erneut im Viertelfinale.
Daraufhin hat sich die 54-Jährige mit ihren Assistenten und den Spielerinnen zusammengesetzt und in vielen Gesprächen versucht herauszufinden, was sich ändern muss, damit sie wieder erfolgreich sind. Sie haben die Aufgaben anders verteilt, jeder Person eine klare Rolle zugewiesen und ihre Idee vom Fußball festgezurrt. Das hat geklappt: Das deutsche Team hat in England alle Partien gewonnen und steht wieder im Finale.
Das Endspiel wird ein ganz besonderes. Erstens, weil die Gegnerinnen die Gastgeberinnen sind. Sie haben sich mit 20 Toren wie in einen Rausch gespielt - so viele hat sonst niemand geschossen. Noch nie haben die Engländerinnen einen großen Titel gewonnen und wollen das am Sonntag unbedingt ändern. Ihr Spielstil ist schnell und körperlich robust, zudem sind sie effektiv. Die Deutschen müssen also gut verteidigen, damit England nicht zu oft gefährlich vors Tor kommt. Dass sie das können, haben sie mit erst einem Gegentreffer gezeigt. Der zweite Grund ist der Ort: das Finale findet im Londoner Wembley-Stadion statt. Hier haben die Männer den bisher letzten Titel für England gewonnen, 1966 bei der WM gegen Deutschland mit einem der berühmtesten Treffer der Geschichte: Der Ball landete nicht ganz hinter die Linie, trotzdem zählte das Tor.