Thema der Woche:Drehmoment

Lesezeit: 1 min

Eigentlich wäre ja gerade Olympia, aber wegen Corona wurde alles verschoben. Doch auch 2021 wird es auf der Bahn nur eine Richtung geben – linksrum. (Foto: imago images/Shotshop)

Warum läuft man im Stadion eigentlich immer nur linksrum? Das hat etwas mit Wüsten-Experimenten, antiken Wagenrennen und zeitungslesenden Zuschauern zu tun - und kommt auch in ungeahnten Situationen vor. Über ein richtungsentscheidendes Tartan-Tamtam.

Von Nina Himmer

Kleines Experiment: Bitte jemanden, im Kreis zu laufen. Egal ob Oma eine Runde im Garten dreht, der kleine Bruder übers Parkett eiert oder die beste Freundin mit dem Fahrrad lossaust - die allermeisten werden sich linksrum bewegen. Das kommt daher, dass vor allem Rechtshänder (und von denen gibt es sauviele!) fast immer gegen den Uhrzeigersinn laufen, wenn sie die Wahl haben. Sogar wenn sie geradeaus laufen sollen, driften sie ab. Forscher haben das in der Wüste ausprobiert. Soll ein Mensch dort ohne Orientierungshilfe schnurstracks geradeaus gehen, kommt am Ende in den allermeisten Fällen eine große Linkskurve dabei heraus.

Warum das so ist, weiß niemand ganz genau. Aber der Linksdrall ist so ausgeprägt, dass er auch an ungeahnten Stellen auftaucht: In Supermärkten wird linksrum eingekauft, Karussells drehen sich in diese Richtung, und im Sportstadion wird immer nur linksrum um den Sieg gekämpft. Vor mehr als 100 Jahren wurde das im Regelbuch der Leichtathletik so festgeschrieben. Immerhin dafür gibt es eine Erklärung. Nein, sogar mehrere: Manche glauben, dass man damit den Zuschauern einen Gefallen tun wollte. Die waren es vom Zeitungslesen nämlich gewohnt, von links nach rechts zu gucken. Andere glauben, dass die Regelung nach einem Streit unter den Läufern einfach ausgelost wurde. Gewonnen hat links.

Wahrscheinlicher ist, dass man sich die Laufrichtung bei Pferderennen abgeschaut hat. Bevor es Stadien gab, fanden Sprints nämlich oft auf Rennbahnen statt. Im Pferdesport wiederum ist man schon seit den Wagenrennen in der Antike auf Linkskurs. Wahrscheinlich, weil man die Zügel in der linken Hand hielt, um die rechte für eine Waffe freizuhaben. So sortiert, kommt man links einfach besser um die Kurve. Was am Ende auch der Grund war - die Richtung passt: Schließlich ist jedes Rennen nicht nur ein Kampf gegen den Uhrzeigersinn, sondern vor allem gegen die Uhr.

© SZ vom 01.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: