Thema der Woche:Die größte Stadt der Welt

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Haufenweise Forschungsmaterial: 200 Millionen solcher Hügel markieren das Gebiet der Termitenstadt. (Foto: Victor R. Caivano/AP)

Ihre Bewohner sind winzige Tiere, über Tausende Jahre war sie geheim und das, obwohl sie so riesig ist wie ganz Großbritannien. Erst jetzt haben Wissenschaftler diese riesige Stadt entdeckt.

Von Boris Herrmann

Vor Kurzem haben Forscher die größte Stadt der Welt entdeckt. Sie ist mindestens 4 000 Jahre alt und größer als ganz Großbritannien. Warum es so lange gedauert hat, sie zu finden? Vielleicht weil sie ganz anders aussieht als die Großstädte, die wir kennen. Es gibt dort keine Hochhäuser, keine Autos und keinen Flughafen, sie hat noch nicht einmal einen Namen. Sie besteht aus einem unterirdischen Tunnelsystem, und das auch noch ohne Beleuchtung. Den Bewohnern ist das egal, sie finden sich auch so zurecht.

Die Erbauer und Bewohner dieser Stadt sind winzig. Sie heißen Termiten. Das sind etwa einen Zentimeter lange Insekten. Wie kann ein so winziges Wesen etwas so Großes bauen? Das geht natürlich nur in Teamarbeit. Termiten leben, genau wie Ameisen - mit denen sie nicht verwandt sind, aber gern verwechselt werden - in riesigen Gruppen, die man Staaten nennt. Sie werden von einer Königin regiert, die unzählige Männchen für sich schuften lässt. Ein Termitenstaat kann aus mehreren Millionen Insekten bestehen. In der trockenen Savanne im Nordosten Brasiliens, wo nur wenige Menschen leben, konnten die Termiten über Generationen Jahrtausende lang an ihrer unterirdischen Stadt bauen.

Über Generationen bauten die Termiten an der unterirdischen Stadt

Entdeckt wurde die Stadt, weil der Urwald in Brasilien immer weiter abgeholzt wird. Dabei wurden viele Hügel sichtbar, wirklich wahnsinnig viele, schätzungsweise 200 Millionen, mit so viel Erdboden, dass man damit 4 000 ägyptische Pyramiden errichten könnte. Die Hügel sind die Schuttberge der Termiten. Die Erde, die beim Tunnelbauen zurückbleibt, tragen die Termiten an die Oberfläche. Und weil sie sehr ordentlich sind, entstanden so lauter gleichgroße Haufen.

In Brasilien werden die Termiten auch "Clickclick" genannt. Denn mit ihren messerscharfen Mundwerkzeuge machen sie ziemlich laute Knackgeräusche. Mit ihnen zertrennen sie alles, was sie brauchen können. Vor allem sind das herabgefallene Blätter, ihre Leibspeise. Aber ohne Urwald gibt es keine Bäume und ohne Bäume keine Blätter. Die Zukunft von Clickclick-City, der größten Stadt der Welt, ist deshalb ungewiss.

© SZ vom 05.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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