Thema der Woche:Bitte schön!

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Tiger und Pferde aus Kristall, Stereoanlagen, Fernseher: Die Deutsche Bank hat wichtigen chinesischen Politikern teure Geschenke gemacht. Ist doch richtig nett, oder?

Von Lea Hampel

An der Metzgertheke gibt es eine Wurstscheibe extra, die Freundin bringt zum Geburtstag einen Paillettenpulli mit, beim Zahnarzt darf man sich einen Styroporflieger aussuchen: Ziemlich oft bekommt man was geschenkt. Und das ist erst mal schön.

Diese Woche haben Kolleginnen und Kollegen der Süddeutschen Zeitung herausbekommen, dass auch Vertreter der Deutschen Bank ziemlich tolle Geschenke machen: Eine Luxus-Stereo-Anlage zum Beispiel, einen Kristalltiger für mehr als 13 000 Euro, ein fast genauso teures Glitzerpferd und vieles mehr. Na und? Mit seinem Geld darf doch jeder machen, was er will, oder?

Ob solche Geschenke in Ordnung sind, hängt davon ab, warum sie verschenkt werden. Es geht also um die Gründe. Man kennt das von sich selbst: Natürlich macht man ein Geschenk, damit der andere sich freut. Aber ein bisschen denkt man dabei eben auch an sich selbst. Insgeheim hofft man, dass der andere einen deswegen lieber mag oder auch mal was schenkt. So was gibt man vielleicht nicht gern zu, aber es ist vollkommen normal.

Schwierig wird es, wenn der Schenker erwartet, dass er auf jeden Fall etwas zurückbekommt. Deshalb ist das Schenken in vielen Bereichen genau geregelt: Wenn Politikerinnen oder Politiker Geld oder Geschenke bekommen, müssen sie das ab einem bestimmten Wert öffentlich machen. So soll verhindert werden, dass sie sich zu einem Gefallen verpflichtet fühlen.

Die Banker haben ihre teuren Geschenke an chinesische Top-Politiker geheim gehalten. Kristalltiger und Stereoanlagen sollten ihnen helfen, in China Geschäfte zu machen. Ein wenig ist das so, als würde die Freundin, die einem den Pulli geschenkt hat, erwarten, dass sie in Zukunft alle Schulaufgaben abschreiben darf. Dann war der Pulli kein Geschenk, sondern Bestechung. Bei Firmen und Politikern nennt man so etwas Korruption - und die ist verboten.

© SZ vom 19.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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