Thema der Woche:Augen überall

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Anschauen ohne Hingehen: Mit Street View geht das in mehr als 100 Ländern. Illustration: David Vanadia (Foto: N/A)

Google fotografiert in den nächsten Monaten Deutschland ab, Straßen, Wege und fast jedes einzelne Haus. Schließlich sind die Bilder vom Dienst Street View inzwischen 15 Jahre alt. Gibt das genauso viel Ärger wie beim letzten Mal?

Von Nina Himmer

Vielleicht begegnet dir bald ein Einhorn auf der Straße? Aber nicht enttäuscht sein: eins mit Reifen statt Hufen, Metall statt Fell, Plastik statt Glitzer, ganz viel Technik.

Google fotografiert gerade Deutschland. Seit Donnerstag fahren Autos mit einem hornartigen Aufbau auf dem Dach durchs Land. Darauf sind in etwa drei Metern Höhe neun Kameras und drei Laser montiert. Sie nehmen die Umgebung rundherum auf und vermessen sie gleichzeitig. Mit den Bildern soll der Dienst Street View aktualisiert werden, mit dem man digital durch die Straßen der Welt gehen kann. Wie eine lebende Landkarte, auf der man etwa den Schulweg ablaufen, durch New York schlendern oder den Zeltplatz für die Sommerferien auschecken kann. Das ist praktisch für viele Menschen - und wertvoll für Google: Wenn nach dem digitalen Ausflug plötzlich Werbung für Campingausrüstung oder Flüge nach New York eingeblendet werden, ist das kein Zufall. Google verdient Geld mit dem Verkauf von Daten.

Während Street View im Rest der Welt ziemlich aktuell ist, reist man in Deutschland durch eine andere Zeit. Das Google-Büro in München etwa ist dort nur eine Baustellenpfütze. Die Bilder sind 15 Jahre alt. Wie sah damals deine Schule aus? Der Spielplatz? Omas Vorgarten?

Als die gehörnten Autos das erste Mal durchs Land fuhren, legten viele Menschen Widerspruch ein. Sie ließen die Bilder ihrer Häuserfront verpixeln. So was geht nur in Deutschland, weil die Regeln hier streng sind. Danach hat Google lange geschmollt. Diesmal aber könnte vieles anders werden. Als Apple vor Kurzem auf Fototour ging, interessierte das kaum jemanden. Google lädt die Menschen nun sogar zum Mitmachen ein: Jeder kann Bilder liefern, sich einen Rucksack mit einer Rundum-Kamera ausleihen - oder eben Einspruch erheben. Wer einfach neugierig ist, kann bei Google nachsehen, wann in der eigenen Gegend fotografiert wird - und dann auf Einhornjagd gehen.

© SZ vom 24.06.2023 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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