Thema der Woche:Aufwärmen

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Eine Unterwegsheizung für klamme Winterhände? Reinhauchen hilft zumindest kurz. Illustration: Lili Mossbauer (Foto: N/A)

Wachspopel, Heizungsrillen, Kakaodampf: Je kälter es wird, desto wichtiger sind diese kleinen Inseln. Schließlich sind wir Menschen besser dafür gebaut, Kälte zu empfinden als Wärme. Über den eigentlichen Superstar des Winters.

Von Silke Stuck

Man muss Inseln finden in diesen Zeiten, Wärmeinseln. Das kann eine Tasse Kakao sein oder Punsch, um die sich die Hände langsam schließen. Der Kaufhauseingang, wo heiße Luft plötzlich von allen Seiten auf einen einbläst. Heizungsrillen unterm Po, die Wärmflasche an den verfrorenen Füßen, ein Feuer, drinnen oder draußen - die Kerzenwärme, der man beim Wachspopeln schnell ein bisschen zu nahe kommt. Und dann ist da noch diese ganz andere Wärme. Die, die durch eine feste Umarmung ausgelöst werden kann, durch ein "super!" oder ein Weihnachtslied: Es wird einem warm ums Herz.

Natürlich ist Kälte auch toll. Dieser krasse Wintermoment zum Beispiel, in dem man das Gesicht vor lauter Kälte kaum noch verziehen kann... Aber wenn es ständig nur friert, wächst die Wärmesehnsucht.

Der Mensch besitzt zehnmal so viele Kälterezeptoren im Körper wie solche, die Wärme erspüren. Im Winter glaubt man das sofort. Diese Mikrofühler sollen Temperaturveränderungen an das Gehirn melden. Am dichtesten verteilt sind sie im Gesicht, rund um Nase, Mund und auf den Lippen. Der Hirnfrost nach ein paar gierigen Eislöffeln hat übrigens nichts mit gefrorenem Gehirn zu tun. Es rumpeln eher zwei Körperreaktionen aufeinander: Die Kälte macht die Blutgefäße eng, gleichzeitig fordert das Gehirn wegen der Kälte mehr Blut an: autsch! Was bei Kälte hilft, sind Muskeln. Sie wärmen uns, wenn wir zittern. Aber auch so, in Ruhe, selbst wenn wir nur auf dem Sofa rumfläzen.

Wärme ist vor allem im Winter stark. Wenn man in die eiskalten Hände haucht zum Beispiel: Für ein paar Augenblicke steckt man dann zwischen allem, zwischen warm und kalt, zwischen gemütlich und achkommschon. Viel näher kommen sich Wärme und Kälte auch nicht. Überhaupt: Wenn wir die Eiszapfenfüße unter der Bettdecke an wärmere drücken (falls wir dürfen!): Wer ist es dann, der die Wärme spürt?

© SZ vom 11.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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