Sudoku-Nachfolger:Warten auf Kakuro

Lesezeit: 2 min

Sudoku-Fans basteln an neuen Varianten des Welterfolgs. Viele zählen auf den Japaner Maki Kaji. Der bezeichnet sich als "Großvater des Sudoku".

Arno Makowsky

Für die Macher von Zeitungen und Magazinen gibt es mehrere Möglichkeiten, kurzfristig die Auflage ihres Blattes zu erhöhen. Bei Frauenzeitschriften sehr beliebt ist in dieser Hinsicht das "Liebeshoroskop", Boulevardblätter behelfen sich mit Serien über "Erotische Geheimnisse". Als noch wirkungsvoller hat sich in den vergangenen Jahren ein Lockmittel völlig anderer Art erwiesen: das japanische Zahlenrätsel Sudoku.

Was kommt nach Sudoku? Kakuro? Ein Rätsel. (Foto: Foto: Istockphoto)

Epidemieartig hat sich das Spiel von Japan über England bis nach Deutschland verbreitet, und inzwischen gibt es vom Stern bis zur Passauer Neuen Presse kaum mehr ein Medium, das seinen Lesern kein Sudoku bietet. Sogar das gute alte Kreuzworträtsel musste in manchen Blättern dem schickeren Japan-Spiel weichen.

Den wenigen Uneingeweihten sei erklärt: Es handelt sich bei Sudoku um ein Logikrätsel, bei dem es darum geht, Ziffern in ein Quadrat mit neun mal neun Feldern korrekt einzusetzen. Millionen Menschen weltweit versuchen jeden Tag ihre Sudokus zu lösen, in der U-Bahn, am Arbeitsplatz oder schon beim Frühstück.

Nach Informationen der International Herald Tribune veröffentlichen mehr als 600 Zeitungen in 66 Ländern täglich ein Rätsel; 200 Sudoku-Bücher erreichen eine Auflage von mehr als 20 Millionen, dazu kommen ungezählte Rätselhefte. Kurz: Mit Sudoku wird sehr viel Geld verdient. Kein Wunder also, dass schon jetzt, auf dem mutmaßlichen Höhepunkt der Spielehysterie, die Frage auftaucht, was nach Sudoku kommt. Welches Spiel als nächstes das Potential haben könnte, die Massen derart zu begeistern.

"Demokratisierung des Rätselerfindens"

Bei der Beantwortung dieser Frage kommt man an dem 55-jährigen Japaner Maki Kaji nicht vorbei. Der Mann ist Zeitschriftenverleger und bezeichnet sich selbst als "Großvater des Sudoku". Sicher ist, dass er 1984 als Erster ein Rätsel in seiner Zeitschrift Nikoli veröffentlicht und damit den weltweiten Boom mit ausgelöst hat. Kaji behauptet, sein Unternehmen habe schon jetzt enorm vielversprechende Ideen für neue Rätsel, amerikanische Verleger seien ganz wild auf eine Zusammenarbeit mit ihm.

Sein Trick, um auf neue Sudoku-Varianten und völlig neue Spielideen zu kommen, ist bestechend: Er fordert die 50.000 Leser seiner Zeitschrift zur Mitarbeit auf. Die besten Vorschläge veröffentlicht er und lässt sie von Lesern abermals überprüfen und verbessern. Er nennt diesen Prozess "Demokratisierung des Rätselerfindens".

Maki Kaji gilt auch unter Experten als der Kreative, dem man zutraut, einen oder mehrere Sudoku-Nachfolger auf den Markt zu bringen. Schon jetzt diskutieren Sudoku-Fans in Internetforen und Blogs, welche neuen Spiele in Japan als erfolgreich gelten. Am häufigsten genannt wird Kakuro, eine Art Kreuzworträtsel, bei dem man Summen statt Buchstaben zusammensetzen muss.

Vielversprechend scheint auch Hashiwokakero zu sein, an dessen Namen man allenfalls arbeiten müsste. Ein begeisterter Internetnutzer beschreibt das Spiel so: "Hier werden Kreise mit Linien verbunden, sodass ein ununterbrochenes Geflecht entsteht. Wenn man sich die Kreise als Inseln vorstellt, muss man von jeder Insel praktisch auf jede andere Insel gelangen." Sudoku-Freunde wissen möglicherweise, was das zu bedeuten hat.

Für die weltweit 600 Zeitungen und Zeitschriften, die bisher von Sudoku profitieren, könnte eine Innovation schon bald wichtig werden. Und wenn die floppt? Dann muss doch wieder das Liebeshoroskop 'ran.

© SZ vom 22. März 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: