Der renommierte ostfriesische Paarexperte Otto Waalkes hatte es von Anfang an geahnt: "Wir wussten schon bei der Hochzeit, dass das nicht ewig hält", sagte der Spaßmacher allen Ernstes, nachdem er sich 2012 von seiner zweiten Frau hatte scheiden lassen.
Den meisten frisch vermählten Paaren fehlt diese Weitsicht. Sie sehen in den ersten Wochen nach der Hochzeit den Partner und den Rest der Welt komplett in Rosarot getaucht - und wundern sich ein paar Jahre später, dass sie nur noch zusammenhängen wie zwei ineinander verbissene Hunde.
Würden die frisch Vermählten doch besser auf ihr Bauchgefühl hören! Dann wüssten sie, welchen Verlauf ihre Ehe nehmen wird und würden sie nicht so verzerrt einschätzen. Dies zeigen zumindest die Untersuchungen des amerikanischen Psychologen James McNulty, die das Fachblatt Science an diesem Freitag veröffentlicht.
Demnach spüren beide Partner bereits kurz nach der Hochzeit, wie es tatsächlich um ihre Beziehung bestellt ist. "Jeder will eine glückliche und harmonische Ehe führen", sagt McNulty, der an der Florida State University in Tallahassee forscht. "Am Anfang gelingt es auch, sich einzureden, dass alles gut ist, aber das ist ein bewusster Vorgang. Das Bauchgefühl lässt sich hingegen von derlei Wunschdenken nicht überlisten."
Das verflixte vierte Jahr
Das Team um McNulty fand 270 Freiwillige, die sich direkt nach der Heirat psychologischen Tests unterzogen. Die Paare wurden über insgesamt vier Jahre alle sechs Monate wieder einbestellt und darüber befragt, wie zufrieden sie mit ihrer Beziehung waren und wie sie verschiedene Aspekte ihrer Ehe beurteilten. Dass die Euphorie im Lauf der Zeit abnahm, verwunderte die Forscher kaum.
Zugleich wurde die unbewusste Einstellung der Eheleute ermittelt. Dazu bekamen sie für Millisekunden Bilder vom Partner oder von anderen Menschen zu sehen und positive oder negative Begriffe eingeblendet, deren Bedeutung sie erkennen mussten. Brachten sie Wörter wie "bezaubernd" oder "wunderbar" rasch mit dem Partner in Verbindung, wurde dies als positives Bauchgefühl gewertet.
Derartige Tests haben sich in der Forschung bewährt, um unbewusste oder unpopuläre Einstellungen, etwa Rassismus oder Nationalismus, zu erkennen. "Wer seinen Partner liebt und eine positive Einstellung zu der Beziehung hat, erkennt automatisch schneller, dass Begriffe wie ,liebenswert' oder ,herrlich' positive Wörter sind", sagt McNulty. "Bei Wörtern wie ,schrecklich' dauert die Deutung hingegen länger, wenn man den anderen mag."
Die Forscher stellten fest, dass die unbewusste Einstellung nicht trog. Wer eine negative Haltung gegenüber dem Partner zeigte, hatte tatsächlich bald darauf Eheprobleme oder stand vor der Trennung. "Wenn einem der Bauch sagt, dass es ein Problem gibt, sollte man dem wohl besser nachgehen", rät McNulty.
Dass die Forscher vier Jahre als Untersuchungszeitraum wählten, ist übrigens kein Zufall. Nach dem Hoch der körpereigenen Glücks- und Bindungshormone Dopamin und Oxytocin zu Beginn einer Beziehung sinkt der Level der Liebesmoleküle bis zum vierten Jahr stetig. Etliche Partnerschaften gehen daher nach vier Jahren in die Brüche - und nicht erst im verflixten siebten Jahr.