Quentin Tarantino hat unter anderem auch dadurch auf sich aufmerksam gemacht, dass er die Füße seiner Muse Uma Thurman so ausführlich, so leinwandfüllend und so. . . nackt gezeigt hat, dass man sich insgeheim fragte, wie diese Aufnahmen den US-Zensoren bloß durchrutschen konnten. "Ich glaube nicht, dass es um mich im Besonderen geht", bemerkte dazu einmal die Muse selbst, "viele Leute haben bei ,Kill Bill' gesagt, dass er aus den Fußaufnahmen, die er von Schauspielern mit und ohne Schuhe gemacht hat, einen ganzen Film montieren könnte."
Insofern sehen wir hier ein echtes Tarantino-Movie, aufgenommen am Dienstag in Cannes: Acht nackte Frauenfüße auf Sockeln erzählen den Plot vom ewig lockenden Weib, dazwischen stehen die Treter des Regisseurs in Donald-Duck-Manier herum. Wie sehen Tarantinos eigene Füße aus? Sie sind bekleidet, und zwar mit einem Paar schnürsenkelloser Converse-Turnschuhe, deren Tongebung von der darüberlappenden Turnhose geschickt aufgegriffen wird.
Hey Cannes, sagen diese Füße, I don't give a damn - Hauptsache, die Langweiler dort draußen kapieren, dass sie es mit einem unangepassten Motherfucker zu tun haben, dessen lodernde Kreativität auch vorm Dresscode nicht Halt macht.
Leider sitzt Tarantino hier einem in Kreativenkreisen weit verbreiteten Klischee auf: Wer den Dresscode sprengt, demonstriert damit nur, wie ernst er ihn nimmt. Wir halten es da lieber mit dem wirklich nonchalanten Harald Juhnke: "Barfuß oder Lackschuh / das bleibt sich gleich per se / mir tun meine Füße / immer etwas weh."