Stilkritik: Marge Simpson:Das gelbe Bunny

In gewagten Posen soll sie den Teufel zeigen, der in ihr steckt: Marge Simpson, Trickfilmfigur mit Rockröhren-Stimme, lässt für den Playboy die Hüllen fallen.

Marc Felix Serrao

Kürzlich schwärmte ein Kollege von einer Fernsehmoderatorin, die schon etwas älter ist. Älter, ja, sagte der glücklich verheiratete und kinderreiche Kollege: "Aber diese Stimme!" Für Männer, die es mögen, wenn Frauen klingen, als würden sie ihren Gin-Tonic schon trinken, bevor die Sonne untergeht, gab es lange eine, die alle übertraf: Elisabeth Volkmann.

Die Verzückung, in welche diese rotgelockte, 2006 verstorbene Schauspielerin auch jüngere Männer versetzen konnte, war nicht nur ihren lustigen Auftritten in Lehrfilmen wie dem Massagesalon der jungen Mädchen geschuldet. Es war ihre Rolle in einer der geistreichsten Erfindungen der jüngeren Popkulturgeschichte: Die Simpsons.

Volkmann sprach dort die Rolle der blauhaarigen, engelsgeduldigen Familienmutter Marge - bis zu ihrem Tod, 17 Staffeln lang. Und sie sprach sie auf eine Weise, ähnlich der ihrer amerikanischen Kollegin Julie Kavner - dunkel und verlebt -, dass die biedere Cartoonhausfrau mehr Sex ausstrahlte als all die quietschigen Privatfernsehgören, denen man das sonst so zuschreibt.

Für alle, die also wussten, was in dieser knubbeligen Trickfilmfigur steckt, ist die Meldung, die nun um die Welt ging, allenfalls eine späte Bestätigung, aber keine Überraschung: In der Novemberausgabe des Playboy wird Marge Simpson den Titel zieren, mit Betonfrisur und, wie es vielversprechend heißt, "sehr, sehr gewagt".

Dazu soll es ein Interview geben, eine Bilderstrecke und einen Text mit dem Titel "Der Teufel in Marge Simpson". Mit der Aktion wolle man junge Leser anlocken, heißt es beim Playboy. Zielgruppe erkannt.

© SZ vom 12.10.2009/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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