Ratgeber:Vorsicht: Blitzschlag

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2,5 Millionen Blitze wurden 2006 in Deutschland gezählt - und sie sind eine Gefahr für Menschen, Tiere und Gebäude. Was tun, wenn es blitzt - Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Helmut Martin-Jung

2,5 Millionen Blitze wurden 2006 in Deutschland gezählt, die meisten davon in Süddeutschland. Blitze, die kurzzeitig eine Leistung von mehreren Millionen Kilowatt erreichen können, sind nicht nur eine Gefahr, wenn sie Menschen, Tiere oder Gebäude direkt treffen, sondern auch, wenn sie in näheren Umgebung einschlagen.

Blitze sind nicht nur gefährlich, wenn man direkt getroffen wird. (Foto: Foto: dpa)

Wie man sich schützt - die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wann wird es bedrohlich?

Wenn zwischen Blitz und darauffolgendem Donner weniger als zehn Sekunden liegen. Der Blitz hat dann weniger als dreieinhalb Kilometer entfernt eingeschlagen. Auch wenn zwischen zehn und 20 Sekunden vergehen, ist die Lage immer noch gefährlich. Blitze können den Gewitterfronten um bis zu 15 Kilometer vorauseilen.

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Wie schützt man sich im Freien?

(Foto: Foto: dpa)

Ist kein Gebäude in der Nähe, ins Auto steigen. Wenn das zu weit weg ist, in eine Senke kauern, Füße zusammen, Hände um die Knie, um Schrittspannung zu vermeiden. An den beiden Füßen herrscht dabei unterschiedliche Spannung. Um diese auszugleichen fließen hohe Ströme durch den Körper.

Lieber nass werden als vom Blitz getroffen. Also nicht unter Bäumen unterstellen - egal unter welchen -, sondern mehrere Meter Abstand zum Stamm halten. Der Spruch "Vor Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen" ist falsch - getroffen werden exponierte Bäume, egal welcher Art.

Im Zelt nicht an Metallstangen oder an die Zelthaut fassen. Im Auto ist man sicher, weil die Metallkarosserie einen Faradayschen Käfig bildet, Cabrios mit Stoffdach sind stärker gefährdet. Nicht an Metallteile im Auto fassen. Hat der Blitz das Auto getroffen, die Reifen später auf Hitzeschäden untersuchen.

Radfahrer sollten lieber absteigen. Ihr Kopf ist sonst der höchste Punkt, und der Strom würde das Metall des Fahrrades zwischen den Beinen verglühen lassen.

In den Bergen fernhalten von exponierten Stellen; nasse Seile, Leitern und Gitter aus Metall sowie feuchte Felswände nicht berühren. Relativ sicher ist es in Höhlen oder unter Felsvorsprüngen.

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Kann man einem vom Blitz Getroffenen sofort helfen?

Ja, denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass während eines Gewitters ein Blitz an genau derselben Stelle ein zweites Mal einschlägt.

Eine der häufigsten Folgen nach Blitzschlägen sind Atem- und Herzstillstand. Dann sofort mit Beatmung und Herzmassage beginnen - jede Minute zählt - und einen Arzt rufen.

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Sind Flugzeuge sicher?

Im Prinzip ja, denn auch die Metallhaut von Flugzeugen wirkt wie ein Faradayscher Käfig. Um Gewicht zu sparen, werden aber viele Bauteile mittlerweile aus Kunststoff gefertigt.

Der Strom kann nicht mehr durchgehend fließen. Gefährdet sind besonders exponierte Stellen wie Flügelspitzen oder Seitenleitwerk. Feine Drahtgitter aus Kupfer sollen die nichtleitenden Stellen überbrücken. Die empfindliche Elektronik ist gegen Überspannungen geschützt.

Trotzdem gehen Piloten Gewittern lieber aus dem Weg - schon um die Turbulenzen zu vermeiden.

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Wie schützt man Fernseher, Computer und Co.?

Schäden an elektronischen Geräten treten nicht nur bei direkten Einschlägen auf, sondern auch, wenn ein Blitz kilometerweit entfernt eine Leitung trifft. Die beste, aber auch aufwendigste Lösung ist, schon bei herannahenden Gewittern die Stecker zu ziehen - und zwar alle.

Also beim Fernseher Strom- und Antennenkabel, beim Computer auch die Internetverbindung. Die Geräte nur auszuschalten, nützt nichts. Auch schaltbare Steckdosen schützen nicht ausreichend gegen die hohen Ströme. Zweitbeste Lösung sind Schutzeinrichtungen. Für einzelne Geräte kosten sie etwa 30 bis 40 Euro, ein Einfamilienhaus vollständig abzusichern kostet ab etwa 2200 Euro.

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Darf man während eines Gewitters telefonieren?

Im Haus sollte man nur schnurlose Telefone oder Handys verwenden. Bei schnurgebundenen Telefonen kann es vorkommen, dass ein Blitz in die Leitung einschlägt und sich der Strom darüber verteilt.

Handys sind im Freien wie alle metallischen Gegenstände eine gewisse Gefahr, weil sie bei einem Blitzschlag quasi verdampfen und Verbrennungen verursachen. Das ohnehin nur sehr geringe Risiko, getroffen zu werden, erhöhen sie aber nicht.

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Darf man während eines Gewitters schwimmen?

Nein, Einwirkungen von Blitzeinschlägen ins Wasser sind noch über mehrere Kilometer zu spüren. Da Muskeln von elektrischen Impulsen gesteuert werden, reichen kleine Ströme, um einen Muskelkrampf auszulösen.

Vorsicht am Meer: Salzwasser leitet Strom besser als Süßwasser. Bei Segelbooten fließt der Strom meist über den Mast ab, von ihm sollte man sich daher fernhalten. Bei Ruderbooten ohne Mast ist es am besten, sich in der Mitte des Bootes klein zu machen, um nicht der höchste Punkt zu sein. Im Boot ist es immer noch sicherer als im Wasser.

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(Foto: Foto: AP)

Wie gefährdet sind Sportler?

20 Prozent aller Blitzunfälle in den USA passieren auf Golfplätzen. Schnell Schutz suchen, Hügel und exponierte Bäume meiden.

© SZ vom 20.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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