"Playboy": 50 Jahre Bunnys:Sause im Hasenstall

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Fellpuschel auf dem Po, Hasenohren auf dem Kopf: Vor 50 Jahren eröffnete Hugh Hefner seinen ersten "Playboy Club". Was blieb, sind die Bunnys.

Violetta Simon

Am 29. Februar 1960 eröffnete Hugh Hefner seinen ersten "Playboy Club" in Chicago. Das Geniale daran war: Der Gründer des Männermagazins Playboy steckte die Kellnerinnen in umgenähte Badeanzüge, denen ein Puschelschwänzchen auf dem Po erwuchs, und setzte ihnen Hasenohren auf. Regel Nummer eins: Anschauen ist erlaubt, Anfassen verboten.

Das Bunny war geboren und sollte Hefner ein Leben lang begleiten. Nicht nur allein aus Marketinggründen trat Hefner in der Öffentlichkeit nurmehr in Begleitung mehrer blutjunger Lieblings-Bunnys auf, mit denen er angeblich auch Tisch und Bett teilte - natürlich gleichzeitig.

Es war die Zeit, als Männer noch ihre Dominanz unter Beweis zu stellen hatten, bevor sie vor den Frauen die Hosen runterließen. Die niedlichen Hasenmädchen passten perfekt in das Rollenverhalten der sechziger Jahre, die von der bevorstehenden sexuellen Revolution noch nichts ahnten.

Hefners Traum: ein umfassendes, ganzheitliches Konsumangebot für den Mann zu erschaffen, eine Art "Disney-Welt für Erwachsene", wie er es einmal auf den Punkt brachte. Der Plan ging fürs Erste auf: Die Lokale mit den ansehnlichen Bedienungen breiteten sich über die Jahre hinweg weltweit auf 40 Niederlassungen aus, sie finanzierten Hefners Playboy-Imperium. Eine Mitgliedskarte galt als Statussymbol. Beinahe 2,5 Millionen Mitglieder sollen es gewesen sein - auch wenn die meisten von ihnen angeblich niemals einen Fuß in eines der Etablissements gesetzt haben.

Doch auch die Damen mit den Hasenohren profitierten von dem Deal: Aus den 25.000 Bunnys, die sich um Hefner scharten, konnten sich einige als Fotomodell oder gar als Schauspielerin hervortun. Eine der bekannteren ist Susan Sullivan, die unter anderem die "Maggie" in der Achtziger-Jahre-Serie Falcon Crest spielte. Den großen Coup aber landete man beim Playboy vor allem dann, wenn man bereits einen Namen hatte - und sich für das Männermagazin auszog.

Mittlerweile steht es schlecht um das immer noch von Hefner kontrollierte Unternehmen. Die Auflage des 1953 gegründeten Männermagazins sinkt. In der Wirtschaftskrise brach auch noch die Werbung ein. Die Playboy Enterprises schreibt seit einiger Zeit Verluste. Verlass ist nach wie vor auf das Lizenzgeschäft, dass das "Bunny"-Logo vermarktet.

Dennoch wird der Playboy das Jubiläum ausgiebig feiern, und zwar ein Jahr lang - mit Partys, einer Ausstellung und speziellen Fanartikeln. Das Magazin widmet seine Juni-Ausgabe dem runden Geburtstag. Das Pittsburgh Museum zeigt vom 27. März bis zum 19. Juni Interpretationen des Hasen-Symbols von mehr als 20 Künstlern.

Dieses Symbol hat etwas Faszinierendes: Auch wenn sich in den vergangenen Jahrzehnten das Frauenbild veränderte - das Bunny überlebte jede Strömung. Während sich die Damen noch in den sechziger Jahren schamvoll von der Reduzierung auf ein Sexualobjekt abwandten - obwohl oder gerade weil sie nicht in der Lage waren, sich davon zu befreien -, gingen die emanzipierten Frauen in den siebziger Jahren lärmend dagegen auf die Barrikaden. Bereits einige Jahre später wurde Hefners puritanisches Image bestenfalls belächelt.

Diese Einstellung hat sich bis heute erhalten - die meisten jungen Frauen sind weit davon entfernt, sich über das Geschäft mit den Bunnys zu echauffieren. Vor einem wie Hugh Hefner braucht man sich ohnehin nicht zu fürchten. Wollüstige Senioren, die sich in der Öffentlichkeit mit jungen Frauen schmücken, gibt es genügend. Wer will sich darüber noch aufregen?

Heute steht von den Hefner-Clubs der Anfangszeit keiner einziger mehr - der letzte schloss 1991. Was überlebt hat, sind die Häschen, auch ohne Hasenstall. Das Bunny-Symbol verkauft sich bei jungen Frauen hervorragend als Accessoire - sich damit zu schmücken, erfordert keinen Mut mehr. Eher eine gehörige Portion Humor.

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