Philosophischer Alltag:Moment mal!

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Dorothee Röhrig ist Journalistin und ehemalige Chefredakteurin, das Buch "Die fünf magischen Momente des Lebens" ihr Debüt. Die Entscheidung, es zu schreiben, nennt sie selbst ihren ersten magischen Moment. (Foto: Verlag)

An vielen rauscht das Leben einfach vorbei. Dagegen kann man etwas unternehmen, findet Dorothee Röhrig. Sie rät zum Sammeln magischer Momente - und präsentiert in einem Buch prominente Menschen, die von großen Augenblicken berichten.

Von Cathrin Schmiegel

Ein magischer Moment, das klingt erst mal wie eine dieser bewegenden Filmsekunden, die sich ins kollektive Gedächtnis brennen. Denken wir nur an Vivien Leigh und Clark Gable in "Vom Winde verweht" (1939), als er sie zu sich rüberzieht, sie sich an seinen Kragen klammert und die beiden sich küssen. Bei vielen lösen Szenen wie diese einen wohligen "Hach"-Moment aus. Andere finden ihn wohl eher kitschig, Geschmackssache eben.

Die Journalistin Dorothee Röhrig gehört zur ersten Kategorie. Sie hat diesen Sekunden und Minuten ihr erstes Buch gewidmet: "Die fünf magischen Momente des Lebens". Darin geht es nicht um fiktive Filmsequenzen. Es geht um ihr ganz reales, eigenes Leben und fünf Augenblicke, die sie als "Aussichtsplätze" auf ihrem Weg bezeichnet und denen sie eine Kraft zuschreibt, die aus dem faden Alltag hin zur Selbsterkenntnis führt.

Ein hübscher Gedanke, wenn man an die optimierungssüchtige Gesellschaft denkt. Die Autorin hält es dabei ganz wie eine Zeile, die gerne dem Sänger Bob Marley zugeschrieben wird: "Some people feel the rain. Others just get wet". Soll heißen: Wer im höchsten Gang durchs Leben rennt, der verpasst das Beste. Mit ihrem Debüt hält Röhrig also ein Plädoyer - für das Innehalten. Der Augenblick übrigens, in dem sie den Satz bei strömendem Regen mit neuer Frisur auf einer Plakatwand entdeckte, schafft es bei Röhrig nicht in die Top 5 der magischsten Momente.

Es sind aber nicht nur die eigenen Erfahrungen der Autorin, die auf den 249 Seiten Platz finden. Immer wieder erzählen andere ihre Geschichte: Barbara Schöneberger, die 2000 eine Silvestergala moderierte, von der Bühne vorm Brandenburger Tor blickte und plötzlich wusste: Berlin ist ihre Bestimmung. Oder die Moderatorin Bärbel Schäfer, die ihren magischen Moment am Todestag ihres Bruders hatte. Das zeigt: So ein Augenblick muss nicht immer kitschig sein, er kann auch Krisen beschreiben.

Zwischen all den Berichten spricht Röhrig mit Experten oder gibt selbst Tipps. Dafür, wie jeder seine eigenen Momente erkennen kann (mit einem "Morgenbrief" an sich selbst). Ihr Buch wirkt so wie ein Motivationsschreiben, das sich an den "Lieben Leser" wendet, den sie auffordert, zu seinen "magischen Momenten zu reisen". Das wirkt mitunter übergriffig. Meist ist das Buch aber vor allem eine Liebeserklärung an den besonderen Zeitpunkt. Mag sie auch manchmal schwer verständlich daherkommen. Häufig verliert Röhrig sich in Merkwürdigkeiten: Etwa wenn sie schreibt, wie sie noch einmal in ihr Leben hineinkriecht oder warum sie die Zahl Fünf so gerne mag (Enid Blytons "Fünf Freunde" und die fünf Elemente sind nur zwei von mehreren Gründen).

Da verpasst der Leser beinahe, wenn tatsächlich einer von Röhrigs magischen Momenten auftaucht. Die verschlungenen Beschreibungen kann man aber als Stilmittel begreifen. Es geht nicht nur um das Ziel, das Drumherum ist der Autorin genauso wichtig.

© SZ vom 07.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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