Nobelpreise:Wirtschafts-Nobelpreis an US-Börsenpropheten

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Stockholm (dpa) - Der Wirtschafts-Nobelpreis belohnt dieses Jahr nicht nur pure Theorie. Geehrt werden drei US-Wissenschaftlter für ihre Forschung über die Börsen. Ihre Arbeit helfe Anlegern, einfacher zu investieren.

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Stockholm (dpa) - Der Wirtschafts-Nobelpreis belohnt dieses Jahr nicht nur pure Theorie. Geehrt werden drei US-Wissenschaftlter für ihre Forschung über die Börsen. Ihre Arbeit helfe Anlegern, einfacher zu investieren.

Für ihre Erkenntnisse über das Funktionieren der Aktienmärkte erhalten die drei Ökonomen Robert J. Shiller, Eugene F. Fama und Lars Peter Hansen die weltweit wichtigste Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaftler.

Ihre Arbeiten hätten die Börsen und das Verhalten der Investoren wesentlich beeinflusst - so begründete die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm ihre Entscheidung. „Der Preis ehrt die empirischen Funde über die Preisbewegungen von Anlagen wie Aktien und Anleihen“, sagte der Ständige Sekretär der Wissenschaftsakademie, Staffan Normark.

Das Besondere an dieser Auszeichnung sei der Praxisbezug: Die Arbeit der Preisträger habe „nicht nur die Sichtweise unter Forschern verändert, sondern auch die Marktpraxis in vielerlei Hinsicht beeinflusst“, erklärte Per Krusell vom Institut für Internationale Wirtschaftsstudien an der Universität Stockholm.

Was die Forscher herausgefunden hätten, habe „vielen, vielen Haushalten rund um die Welt geholfen, viel günstiger in Aktienmärkte zu investieren, als sie es sonst gekonnt hätten“, ergänzte Per Strömberg vom Preiskomitee. „Die Bedeutung ihrer Arbeit ist, dass sie unser Verständnis darüber, wie Finanzmärkte funktionieren, wenn sie gut oder weniger gut funktionieren, wirklich sehr verbessert haben.“

Die Arbeit der Preisträger sei für eine Reihe von Gruppen spannend - sowohl für ganz normale Anleger als auch für Politiker und Investoren, sagte Juror Mats Persson der Nachrichtenagentur dpa. „Ihre Funde haben Bedeutung dafür, wie wir denken, dass die Finanzmärkte funktionieren.“

Die Forscher hätten zwar von der Arbeit der jeweils anderen gewusst, aber nicht zusammengearbeitet, so Persson. „Ich habe großen Respekt für beide, und beide haben mich natürlich beeinflusst“, sagte Preisträger Lars Peter Hansen von der Universität Chicago am Montag in einem auf der Nobel-Website veröffentlichten Interview.

Darüber, dass gleich zwei Forscher derselben Universität geehrt worden seien, sagte er: „Die Leute hier lassen einfach nicht nach.“ Sein Kollege Eugene Fama erklärte: „Wir haben hier gute Leute. Es ist ein sehr interaktiver Ort, an dem jeder dem anderen hilft.“

Fama hatte zunächst Französisch studiert, bevor er zum Fach Ökonomie wechselte: „Ich hatte irgendwie genug von Französisch, besuchte einen Wirtschaftskurs - und hab' es geliebt.“ Der Anruf der Jury am Morgen habe ihn „begeistert“. Hansen erklärte, er habe beim Frühstück von der Zuerkennung erfahren. „Ich war schon mit meinem Hund draußen gewesen.“

Preisträger Shiller konnte zuerst gar nicht glauben, dass er gewonnen hatte. „Ich habe angefangen, mich für Wirtschaft zu interessieren, weil sie sich wirklich mit vielen wichtigen Problemen auseinandersetzt“, sagte Shiller, der bei der Pressekonferenz in Stockholm per Telefon zugeschaltet wurde. „Das Finanzwesen steuert die moderne Gesellschaft. Das mag sich für manche Menschen seltsam anhören, aber es ist absolut wahr.“

Der Preis für Wirtschaftswissenschaft ist kein offizieller Nobelpreis, weil er nicht im Testament des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel vorgesehen war. Die Schwedische Reichsbank stiftete die Auszeichnung nachträglich im Jahr 1968. Auch deshalb ist er umstritten.

Wie auch in diesem Jahr wurden in der Vergangenheit vor allem US-amerikanische Forscher damit geehrt. Erst einmal seit Beginn der Vergabe 1969 hat ein deutscher Wissenschaftler - der Spieltheoretiker Reinhard Selten im Jahr 1994 - den Wirtschaftspreis bekommen.

Dass außerdem mit der US-Amerikanerin Elinor Ostrom erst einmal eine Frau ausgezeichnet wurde, liege daran, dass „die Wissenschaftsgemeinschaft nach wie vor von weißen Männern mittleren Alters dominiert“ sei, sagte Juror Persson. „Das könnte sich in Zukunft ändern, aber bislang hat es das noch nicht.“

Auch 2012 war der Preis an US-Forscher gegangen: Alvin E. Roth und Lloyd S. Shapley wurden für ihre bahnbrechenden Erkenntnisse dazu geehrt, wie „verschiedene wirtschaftliche Akteure zueinander zu bringen“ seien, befand die Jury im vergangenen Jahr.

Verliehen wird der mit 8 Millionen schwedischen Kronen (rund 915 000 Euro) dotierte Preis am Todestag Alfred Nobels, dem 10. Dezember, gemeinsam mit den Nobelpreisen für Medizin, Physik, Chemie und Literatur in Stockholm. Nur der Friedensnobelpreis, der am vergangenen Freitag an die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) ging, wird in Oslo verliehen.

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