In den Neunzigern gab es eine TV-Werbung, in der ein Mann von einer Frau nach allen Regeln der Kunst verführt wird - und zwar allein deshalb, weil er das richtige Parfum am Körper oder Hemdkragen trägt. Der Slogan: "Mit diesem Duft kann Dir alles passieren." Ein wenig später gab es den "Duft, der Frauen provoziert", nun singen die Frauen "Boom Chicka WahWah", wenn ein angenehmer Duft in die paarungswillige Nase steigt. Damit ist klar: Nur wer gut duftet, hat eine Chance beim anderen Geschlecht.
Seit dem Rauchverbot in Kneipen und Diskotheken spielt der Geruch eine noch wichtigere Rolle. Beim Weggehen riecht es plötzlich nicht mehr nach Rauch, sondern nach Mensch oder dem Duft, den er an sich trägt.
Was aber ist das richtige Parfum? Wie riecht "Moschus"? Was ist "Freaky Flavor"? Niemand weiß, wonach Designerdüfte wirklich schmecken. Die Promis in Hollywood haben sich von den klassischen Parfums verabschiedet und sprühen sich Originaldüfte auf die Celebrity-Haut. Jennifer Aniston riecht am liebsten nach "Gin & Tonic", Sängerin Joss Stone nach "Schokokeks". Uma Thurman hat eine Vorliebe für "Regenschauer", Cameron Diaz für die Variante "Baby".
Der New Yorker Designers Mark Crams hat die "Library of Frangrance" erfunden. "Man muss nur die Nase offen halten, schon hat man einen Einfall für ein Parfum", sagt er. Seine Kreationen werden ähnlich hergestellt wie Designparfums, nur weiß man bei den Trenddüften, wonach sie riechen. Nach Cannabis etwa, Earl Grey oder Feigenblatt. Es gibt aber auch ausgefallenere Varianten wie "Sommerregen", "Nach 8" und "Herrenclub". Der etwa riecht wie eine Mischung aus Whiskey und Zigarren.
Auch männliche Promis wie Clint Eastwood haben die Düfte für sich entdeckt. Der Hollywood-Haudegen trägt aber nicht - wie man vielleicht erwarten würde - "Reitgerte" oder "Herrenclub" auf der Cowboy-Haut, sondern am liebsten "Sommerregen".
Der In-Duft der Hollywood-Promis wird inzwischen auch in Deutschland verkauft. "Wir vertreiben die Library of Fragrance in ausgewählten Parfumerien", sagt Produktmanagerin Sandra Krückel. In deutschen Diskos wird es also bald nicht mehr nach Wolfgang Joops Teenie-Parfum "Homme" riechen, sondern nach Waschküche und Earl Grey.
Bleibt die Frage: Was hat ein Mensch vor, der sich vor dem Diskobesuch den Duft "Reitgerte" auf den Hals sprüht? "Reitgerte riecht nach Leder. Es gibt sicher Menschen, die gerne danach schmecken", sagt Krückel. Allerdings sei bei einem Diskobesuch vielleicht eher der Schoko-Muffin zu empfehlen. "Viele Frauen stehen auf Schokolade, das kann schon wirken."
Einen Versuch ist es wert. Wenn beim nächsten Diskobesuch die Frauen nicht mehr "Bom Chicka WahWah" rufen, sondern "Ich will Dich auffressen", dann kann das durchaus zwei Bedeutungen haben.