Susanne Klaus, Leiterin des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam (DIfE), hält es für falsch, Kinder auf Diäten zu setzen: "Dadurch können Essstörungen vorprogrammiert werden." Kinder seien in diesem Alter im Wachstum und sollten daher zu- und nicht abnehmen. Wenn sich ein Kind ausreichend bewege und normalen Aktivitäten nachginge, würde es auch nicht dick werden. "In diesem Fall muss also etwas fehlgelaufen sein", so die Professorin. Abgesehen von mangelnder Bewegung und falscher Ernährung könne das Problem auch in der Familie liegen: "Wenn Kinder vorgelebt bekommen, dass es ein Mega-Problem ist, wenn man zunimmt, hat das auch psychische Folgen." In diesem Fall müsse man die ganze Familie mittherapieren.
Raus aus den Sparten "Eltern" und "Erziehung"
Ungeachtet solcher Prognosen sind Bücher von vermeintlich starken Frauen, die in der Erziehung ihrer Kinder unbeugsam bleiben, im Trend: Mittlerweile haben diese Werke sich aus ihrem Nischendasein in Buchhandlungen befreit, raus aus Sparten wie "Eltern" oder "Erziehung", hinein in die Bestsellerregale. "Die Mutter des Erfolgs" schaffte es bereits in den ersten Verkaufswochen 2011 beim amerikanischen Internet-Versand Amazon unter die zehn meistverkauften Bücher. Das Erziehungsbuch "Bringing Up Bébé" der amerikanischen Journalistin Pamela Druckerman rangiert unter den besten 15 Hardcover-Bücher in der New-York-Times-Bestseller-Liste und war Nummer eins auf der Hardcover-Liste der britischen Sunday Times.
In "Bringing Up Bébé" erörtert die ehemalige Wall-Street-Journal-Reporterin, warum ihrer Ansicht nach französische Kinder besser erzogen seien als amerikanische. Die meisten Französinnen würden ihren Mikrokosmos nicht einzig um ihre Kinder aufbauen und sich auch noch anderen Facetten ihres Lebens widmen wie beispielsweise ihrer Partnerschaft.
Natürlich bekräftigen die Autoren-Mütter in ihren Büchern immer wieder, nur das Beste für ihre Kinder zu wollen, sie vor Anfeindungen zu bewahren. Doch bei näherer Betrachtung scheinen ihre Bemühungen vorwiegend durch Ehrgeiz motiviert zu sein. So erzählt Weiss in der Vogue detailreich, wie es ihr gelang, das Gewicht ihrer Tochter zu reduzieren und stellt dabei vor allem ihre eigene Leistung in den Vordergrund. Ihr Erfolgsobjekt ist ihr Kind - eine "Marke", die sich nun sehen lassen kann.
Der Lohn für all die Mühe folgte prompt und in hoher Auflage - in Form eines Foto-Shootings für die Vogue. Mutter und Tochter, professionell gestylt, sind in trauter Eintracht auf einem Sofa drapiert: Die attraktive Dunkelhaarige trägt ein kurzes Etui-Kleid, ihr Blick richtet sich selbstbewusst in die Kamera. Neben ihr liegt bäuchlings Tochter Bea, den Kopf mit den adretten Locken auf den Schoß ihrer Mutter gestützt. Das Kleid, das sie trägt, ist nur eines von vielen, die das Mädchen zur Belohnung für ihre Disziplin bekommen hat. Die Hair Extensions gab es noch dazu.
In dem Vogue-Artikel schildert Weiss abschließend ein Gespräch mit ihrer Tochter nach dem Diät-Jahr: Mit Tränen in den Augen habe Bea gesagt: "Das bin noch immer ich." Sie sei keine andere Person geworden, nur weil sie acht Kilo abgenommen habe. Daraufhin habe Weiss ihrer Tochter ins Gesicht gesehen und gesagt: "Natürlich bist du nun eine andere."