Modewoche:Grüner Glamour

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In der Scala wird Italiens erster Preis für nachhaltige Mode verliehen - und alle kommen: Miuccia Prada, Giorgio Armani und Alessandro Michele.

Von Dennis Braatz

Die USA veranstalten ihn seit 1981, Großbritannien hat einen 1989 ins Leben gerufen und sogar Spanien startete ihn vor vier Jahren: den nationalen Modepreis. Geehrt werden damit Designer, die sich mit dem Export ihrer Kollektionen um den wirtschaftlichen Erfolg und das Image ihres Landes verdient gemacht haben. Ausgerechnet im Modeland Italien hat es bislang keine eigene Awardshow gegeben.

Seit vergangenem Sonntag gibt es die Green Carpet Fashion Awards. Nicht irgendein Modepreis, sondern einer, der für Leute ist, die sich in Italien um nachhaltige Mode bemühen. Die Modekammer hat sich dafür mit einer Expertin zusammen getan: Livia Firth. Die Ehefrau von Colin Firth gibt Designern mit ihrer Organisation Eco Age schon länger Nachhilfe in ökologischer Korrektheit. Und damit das Event gleich mal über die eigenen Landesgrenzen hinaus bekannt wird, hat man als Austragungsort die Scala gewählt, Mailands weltberühmtes Opernhaus.

Knapp 2000 Gäste sind geladen. Empfohlene Ankunft: anderthalb Stunden vor Beginn. Auf dem Vorplatz der Scala soll noch ein Cocktail gereicht werden, der Innenstadtverkehr liegt so gut wie lahm. Man quetscht sich mit Mailands Society in einen künstlich aufgebauten Garten. Küsschen links, Küsschen rechts. Was mit den hübsch arrangierten Deko-Bäumen nach der Veranstaltung zur Förderung grüner Mode passiert, weiß niemand.

Der Stargast erscheint im Kleid mit Marabufedern. Wie ökologisch ist das denn?

Egal, schließlich sind die größten Designer für die gute Sache gekommen. Nacheinander nehmen sie auf dem Parkett im Saal mit den roten Samtwänden Platz: Miuccia Prada, Alessandro Michele, Giorgio Armani, die Fendis, die Etros, die Cucinellis und die Ferragamos. Die meisten von ihnen werden die Preisverleihung mit einer Trophäe verlassen, wobei die Frage ist, wie nachhaltig ihre Firmen tatsächlich agieren. Schließlich Auftritt Naomi Campbell, im bodenlangen Silbermetallic-Kleid - mit allerhand Marabufedern am Rock. Bevor man sich auch noch Gedanken über die Umweltverträglichkeit dieser Verzierung machen kann, betritt schon Livia Firth die Bühne.

"Das hier ist erst der Anfang, wir haben einen langen Weg vor uns, einen harten Kampf", eröffnet sie die Veranstaltung, und sie hat recht. Obwohl Firth mit den Green Carpet Fashion Awards schon einiges erreicht hat. Zum Beispiel, dass Menschen ausgezeichnet werden, die sonst eher selten im Scheinwerferlicht stehen. Das gilt nicht unbedingt für einen Profi wie Brunello Cucinelli, der einen Award erhält, weil seine Kollektionen seit Jahrzehnten in seiner Heimat Umbrien hergestellt werden und er sich um die Restaurierung des Dorfs Solomeo kümmert. Auch Paolo Zegna wird ausgezeichnet, der für die Anzugstoffe seines Familienunternehmens Ermenegildo Zegna regelmäßig nach Australien reist, um dort die Merinowollproduktion zu überwachen. Erst vor Kurzem hat er in eine eigene Farm investiert.

Doch der schönste Moment des Abends ist die Verleihung in der Kategorie "Handwerkskunst". Der Preis geht an die Näherinnen von Maison Valentino, die Frauen, die mit ihren Händen die Roben der Stars und Milliardärsgattinnen fertigen. Als sie im Dutzend in ihren weißen Kitteln auf die Bühne kommen, gibt es Standing Ovations.

© SZ vom 30.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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