"Meine Kindheit war hart, aber gleichzeitig sehr schön. Ich bin auf einem winzigen Hof in Südtirol aufgewachsen, auf 1500 Metern Höhe im Tauferer Ahrntal. Wir waren sechs Geschwister, ich bin der Jüngste. Meine Mutter ist gestorben, als ich zehn war, danach hat eine ältere Schwester die Mutterrolle übernommen.
Mein Vater war sehr angenehm zu uns. Er war handwerklich geschickt und hat mir viele praktische Dinge beigebracht, zum Beispiel das Schnitzen. Für uns Kinder gab es keine gekauften Spielsachen, wir haben mit Dingen gespielt, die wir draußen gefunden haben. Mit dem Sammeln von Pilzen und Kräutern haben wir uns ein bisschen Geld verdient, ich habe mir von dem Ersparten dann meine ersten lackierten Ski gekauft.
Nach dem Abendessen mussten wir immer zusammen in der Stube den Rosenkranz beten, mein Vater war sehr katholisch. Sonntags war es Pflicht, in die Messe zu gehen. Das hat mir nie besonders viel bedeutet, aber wenigstens konnte ich danach Freunde im Dorf treffen, da ging es dann immer rund. Unter der Woche hatte ich wenig Zeit, denn nach der Schule mussten wir alle auf dem Hof mithelfen.
Durch die Grundschule habe ich mich mit großer Mühe gequält. Das war nicht meine Welt! Mich hat es immer in die Natur gezogen, meine Sehnsucht galt den Bergen. Als ich acht war, haben mich auf dem Schulweg mal zwei Wanderer gefragt, wie sie zum Moosstock kommen, unserem Hausberg. Ich kam auf die Idee, ihnen hinterherzuschleichen - und bin ihnen bis zum Gipfel gefolgt. Das war der Beginn meiner Bergführer-Leidenschaft. Eigentlich habe ich meine ganze Jugend lang nur sehnsüchtig auf den 21. Geburtstag gewartet, weil ich dann endlich alt genug war, um die Skilehrer- und Bergführerprüfung zu machen."