Kolumne:Männer aktuell, diesmal: Theodor

Lesezeit: 2 min

Diesmal im Fokus: Theodor, der Anwalt (Foto: Illustration Jessy Asmus)

Große Kanzlei, guter Name, Talent zur Beruhigung. Der Eindruck, den unsere Autorin von dem Anwalt hatte, war wirklich gut. Doch dann erweist sich gleich sein erster Rat als Vollkatastrophe.

Von Johanna Adorján

Neulich habe ich es mir hier kollektiv mit Fahrlehrern verscherzt. Das war natürlich nicht meine Absicht, ich schilderte lediglich meine eigene Fahrprüfung, von mir exakt so erlebt, was man jedoch für maliziöse Fiktion hielt, darauf abzielend, warum auch immer, einen ganzen Berufsstand in Verruf zu bringen. Um das zu toppen, dachte ich, nehme ich mir diesmal die Zunft der Rechtsanwälte vor. Kleiner Scherz. Würde ich mich nie trauen. Meine Angst vor Rechtsanwälten ist fast so groß wie die vor Haien, wozu man wissen muss, dass ich eine absolut irrationale Haiphobie habe, seit frühster Kindheit, die mich sicherheitshalber sogar Hallenbäder meiden lässt.

Der Unterschied: Meine Angst vor Rechtsanwälten hat die Welt des Irrationalen verlassen, seit ich selbst einmal einen engagierte, ist schon ein paar Jahre her. Es ging um Arbeitsrecht, der Mann war mir empfohlen worden, große Kanzlei, guter Name, beeindruckendes erstes Treffen, bei dem ständig irrsinnig freundliche Menschen mit Aktenordner vorbeihuschten. Langer Tisch im Konferenzsaal, Riesenverständnis für meine Lage, ebenso groß sein Talent zur Beruhigung, würden wir alles hinkriegen, Standardsituation, überhaupt, wirklich überhaupt kein Problem.

Ach, hätte man doch nur Jura studiert. Dann bräuchte man keinen Rechtsanwalt

Der erste Rat des Anwalts dann gleich eine Vollkatastrophe. In völliger Unkenntnis der Sachlage von ihm mit Kennermiene erteilt, und von mir natürlich befolgt. Darauf angesprochen, behauptet er, mir nie einen Rat erteilt zu haben, schließlich sei er mit der Sachlage noch nicht vertraut. Um es abzukürzen, die Sachlage und er sollten sich für immer zueinander verhalten wie der australische Kontinent zum nordamerikanischen: vielleicht schon mal gehört voneinander, aber bestimmt nie gesehen. Er war dann auch nicht mehr zu erreichen für mich, die ich Sorge habe, bestehende Fristen verstreichen zu lassen, ohne dass irgendetwas anderes geschah, als dass mir eine Sekretärin versicherte, sie richte aus, dass ich angerufen habe.

Irgendwann versuchte ich es auf seinem Handy. Die Nummer hatte er mir bei unserem ersten Treffen gegeben, ohne allerdings dazuzusagen, zu welchem Zweck. Sie war jedenfalls nicht dazu gedacht gewesen, sie jemals zu wählen, wie ich bei unserem letzten Telefonat erfuhr, bei dem er mich maßregelte wie ein kleines Kind, als sein Handy geklingelt habe, sei er gerade mitten in einem sehr wichtigen Treffen gewesen, und ob ich mir vorstellen könne, wie unangenehm das für ihn gewesen sei - "einen Chefarzt oder Chirurgen ruft man schließlich auch nicht an". Er sagte noch ganz andere Dinge zu mir bei diesem sehr überraschenden letzten Telefonat, das eigentlich nur der Nachfrage dienen sollte, wie denn die Lage sei, da sich mir nicht erschließe, wo genau wir nun stünden, ob wir eigentlich etwas erreichen würden oder nicht. Er fühlte sich mit dieser Frage nicht wohl, wurde ausfallend, legte sein Mandat nieder, bot mir hasserfüllt an, mir nichts zu berechnen, was ich schnell annahm.

Es gibt bestimmt andere Rechtsanwälte, ganz tolle sogar, das war sicherlich nur ein missglückter Einzelfall. Außerdem versichere ich hiermit schriftlich, dass nichts von dem eben Genannten zutrifft. Fiktion, alles Fiktion. Er hieß auch nicht Theodor, bin doch nicht wahnsinnig. Nur das mit der Angst vor Haien, das stimmt.

© SZ vom 14.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kolumne
:Männer aktuell, heute: Boris

Der erste Mann, der unsere Autorin angelogen hat, hieß Boris und behauptete, er sei mit Romy Schneider verwandt. Alle Männer, die es danach taten, waren auch blöd.

Von Johanna Adorján

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: