Corona-Krise:Die neuen Heimkinder

Keine Schule, keine Kita, kein Training, keine Treffen mit Freunden: Kinder erzählen, wie sie die Zeit zu Hause jetzt erleben.

Noah, 9

"Ich kann meine Freunde nur auf dem Computer sehen und keine Verabredungen mehr haben. Über den Balkon rede ich mit meinem Nachbarfreund. Wir haben versucht, Papierflieger auf den Balkon von dem anderen zu werfen. Das hat jedes Mal nicht funktioniert wegen dem Wind. Deshalb schreien wir meist einfach rüber, weil wir jetzt nicht zusammen sein dürfen."

Victoria, 14

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(Foto: privat)

"Ich würde gern mal wieder auf eine Party oder mit meiner Schwester Julia was essen gehen. Geht leider nicht. Ich bin dafür, dass man zu Hause viel Musik hört und musiktechnisch mal ein paar andere Stile ausprobiert. Wenn man normalerweise eher modernen Pop hört, dass man dann mal was aus den 50ern oder 60ern probiert. Elvis Presley zum Beispiel oder die Beatles. Ich mache das oft und höre dann ständig die gleiche Playlist, bis ich alle Lieder kann, und dann höre ich mir die nächste an."

Sara, 9

"Es wäre alles wie immer gewesen: Ich hätte Muffins mit in die Schule genommen, nachmittags wären wir zu Oma und Opa gefahren und abends ins Running Sushi gegangen, weil: Das liebe ich so. Dann kam alles anders. Nur morgens, mit meiner Familie, hab ich wie immer gesungen, Kuchen gegessen, Kerzen ausgepustet. Immerhin konnte ich ausschlafen! Viele Freundinnen und Verwandte haben mir über Facetime gratuliert, abends haben wir "Das fliegende Klassenzimmer" angeguckt. Ich kann mich also nicht über meinen Corona-Geburtstag beschweren."

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(Foto: privat)

Tilda, 5: "Ich hab so viele Kinder in der Zeitung gesehen, die jetzt Geburtstag haben und wegen dem Virus nicht feiern können. Die tun mir leid. Deshalb habe ich ihnen ein Bild gemalt, das soll sie trösten. Darauf sieht man, was ich ihnen wünsche: einen Überraschungskuchen mit vielen Smarties, Girlanden und buntem Schmuck. Ich und mein Zwillingsbruder Moritz haben am 22. April Geburtstag, da werden wir 6. Das ist bald. Wir feiern wahrscheinlich eine Familienparty."

Frida, 6

"Ich bin sehr traurig, dass wir nun nicht nach Venedig fahren können. Meine Mama wollte uns die tolle Stadt im Wasser einmal zeigen, da sie dort eine Weile gelebt hat. Wir wollten die ganzen Osterferien dort verbringen. Schade finde ich auch, dass ich jetzt das leckere Eis nicht probieren kann, das es dort geben soll."

Leon, 10

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(Foto: privat)

"Ich glaube, das Coronavirus ist nicht nur schlecht - obwohl mir natürlich die Leute leidtun, die krank werden. Aber es hat auch gute Seiten, zum Beispiel für die Umwelt. Hier in Deutschland sind plötzlich weniger Autos auf den Straßen, die Leute konsumieren weniger. Es gibt Satellitenaufnahmen aus China, die zeigen, dass die Luftverschmutzung dort stark abgenommen hat."

Marian, 12

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(Foto: PRIVAT)

"Ich habe jetzt schon drei Legofilme gemacht. Mit einem Stop-Motion-Programm: Man muss dafür immer ein Bild machen, dann die Szene ganz wenig bewegen und dann das nächste Bild machen. Ein bisschen wie bei Shaun das Schaf. Mein letzter Film ist eine Minute lang, gebraucht habe ich fast zwei Stunden. Das lenkt mich ab und macht Spaß. Im Moment mache ich das viel mit Star Wars Lego, da haben wir ganz viel aufgebaut."

Patrik, 12

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(Foto: privat)

"Meine kleine Schwester ist drei. Ich glaube, für sie ist es gerade am schwersten. Sie versteht nicht, warum sie nicht mehr in den Kindergarten gehen darf. Da meine Mutter Home-Office macht, müssen wir uns um sie kümmern. Das macht uns aber nichts aus. Wir malen mit Wasserfarben, kneten oder lesen ihr aus ihrem Lieblingsbuch vor, das 'Sams'. Ich vermisse meine Klassenkameraden. Whatsapp ersetzt keine richtigen Treffen."

Vila, 7

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(Foto: privat)

"Ich kann jetzt mehr Geige spielen. Ich mag das, aber meine Eltern machen dann alle Fenster zu. Und manchmal auch ihre Ohren. Mama sagt, es hört sich an wie Sterben, aber wenn ich nicht übe, kann ich ja nicht besser werden!"

Samuel, 8

"Seitdem ich nicht viel rauskann, turne ich zu Hause. Ich habe gelernt, einen Salto in der Luft zu machen - auf die Couch. Eigentlich ist das gar nicht so schwer, man muss mit etwas Anlauf abspringen und einen Purzelbaum in der Luft machen. Meine Mutter findet das, glaube ich, cool, aber sie macht sich auch Sorgen, dass entweder ich oder die Couch kaputt gehen."

Victoria, 4

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(Foto: privat)

"Dass der Kindergarten zu hat, finde ich schön. Daheim muss ich keine Mittagsruhe machen. Beim Händewaschen habe ich am Anfang immer 'Happy Birthday' gesungen, zweimal hintereinander. Aber das wird ja auch irgendwann langweilig. Deshalb wechseln wir die Lieder jetzt ab. Gerade ist die erste Strophe von 'Stups, der kleine Osterhase' dran."

Mika, 10

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(Foto: privat)

"Ich spiele viel Musik und habe auch schon ein Stück über den Corona-Virus komponiert. Am Anfang sind da viele schnelle Töne und dann werden es immer weniger. Die Musik wird leiser. So wie auch unsere Straßen immer leerer und leiser werden. Und ich stelle jeden Tag einen kleinen Film mit witzigen Sachen, Rezepten und Musik zusammen."

Rosa, 10

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(Foto: N/A)

"Ich fände es schön, Oma und Opa wiederzusehen. Aber es ist besser für sie, wenn nicht. Ich finde, man konnte sich in der Schule besser konzentrieren, weil da auch andere Kinder sind, die arbeiten, und man nicht die ganze Zeit neben sich eine Küche oder ein Bett hat und denkt: Da würde ich mich jetzt gern reinlegen und einfach nur schlafen."

Sophie, 8, und Anna, 6

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(Foto: privat)

"Weil unsere beiden Eltern Ärzte sind, müssen wir in die Schule. Als Einzige. Die große Schaukel im Pausenhof ist jetzt immer frei. Jeden Tag kümmert sich eine andere Lehrerin um uns. Zuerst war es die Sportlehrerin. Sport haben wir da aber nicht gemacht, sondern Arbeitsblätter. Wir basteln auch, Blumen für Fenster und Türen etwa. Am Mittwoch hatte die Rektorin Geburtstag. Da durften wir mit ihr zusammen Torte essen, im Lehrerzimmer."

Gustav, 5

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(Foto: PRIVAT)

"Ich würde jetzt gerne einen Tunnel in den Boden unserer Wohnung graben, dann unter unser Haus, unter unsere Straße und bis zu meinen Freunden - zum Beispiel bis zu Jacob, der in der gleichen Straße wohnt wie ich. Dann könnte ich mit einer Leiter hinuntersteigen und bei Jacob wieder raus und wir könnten toll zusammen spielen."

Nicolas, 11

"Wir haben eine Mathe-App von der Lehrerin bekommen, da muss man Aufgaben lösen und Münzen sammeln. Davon kann man sich dann Spiele kaufen. Natürlich ist es schöner, mit seinen Freunden in der Schule zu spielen. Vor ein paar Wochen habe ich Blumen auf dem Balkon gepflanzt. Man muss sich um sie kümmern. Regelmäßig Wasser geben, aber nicht zu viel. Sie wachsen schnell! Wenn wir nicht mehr raus dürfen, werde ich sie beobachten."

Victoria, 6

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(Foto: privat)

"Jetzt, wenn der Kindergarten geschlossen ist, kann man mehr in den Wald gehen und dort Tiere beobachten: Eichhörnchen, Vögel, Regenwürmer. Für mich ist der Wald ein bisschen wie ein Kino-Ersatz. Ich gehe nämlich sehr gern ins Kino, aber das geht ja gerade leider nicht mehr. Aber die Tiere sind trotzdem da und machen einfach weiter, fast wie ein eigener Film."

Pino, 10

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(Foto: privat)

"Links auf dem Foto ist mein Bruder Lio. Er wurde nach unserem Skiurlaub nicht getestet. Mein Vater und ich schon, weil wir krank wurden. In Quarantäne mussten wir aber alle. Dann kam ein Astronaut, so sah er jedenfalls aus. Er trug Schutzanzug, Schutzbrille und wollte die Wohnung nicht mal betreten. Im Flur hat er mich abgehört und mir ein Stäbchen in den Rachen gesteckt. Das war aber etwas zu tief, ich musste davon husten. Der Test war negativ."

Ella, 6

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(Foto: privat)

"Ich finde das blöd mit der Schule zu Hause - ohne meine Lehrerin macht mir das gar keinen Spaß. Auch meine Klassenkameraden vermisse ich sehr. Am schlimmsten ist aber, dass ich nun meinen Geburtstag Ende März nicht feiern und meine Oma nicht kommen kann. Aber das Zuhausesein hat auch was Gutes: Ich habe nun mehr Zeit zum Turnen - und kann jetzt einen Handstand."

Louis, 10

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(Foto: privat)

"Wir leben östlich von Kapstadt. Unsere Schule ist geschlossen, obwohl es in Südafrika noch gar nicht so viele Corona-Fälle gibt. Aber mir ist es lieber, es wird früh reagiert, damit sich das Virus gar nicht erst schnell verbreitet. Wir nutzen jetzt Google Classroom. Bis zwei Uhr müssen wir unsere Aufgaben abgeben. Auch der Sportlehrer schickt welche: 'Liegestütz' oder 'eine Minute im Garten rumrennen' oder 'einmal Ball spielen mit deinem Papa'."

Elisabeth, 12

"Mit meinem achtjährigen Bruder habe ich den BGC-Club gegründet. Das steht für "Briefe gegen Corona". Wir wollen denen, die wir jetzt nicht sehen können, Briefe schreiben. Vor allem meinen Großeltern in Mailand, die das Haus nicht mehr verlassen dürfen. Unsere Garage ist das Clubhaus, mit ein paar Sesseln, Lampe und Schreibzeug. Gestern mussten wir Briefmarken nachkaufen."

Charlie, 9

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(Foto: privat)

"Bei uns in der Küche ist eine Wand mit Tafelfarbe gestrichen. Da steht jetzt ein riesiger neuer Stundenplan drauf: 8 bis 9 Uhr Sport, dann Frühstück, ab halb zehn Schreibtisch. Das Wichtigste aber, sagt meine Mama immer, sind Pausen, alle 20 Minuten. Und die ist Lehrerin. Wer Pausen macht, ist schneller fertig. Sagt auch meine Mama. Ich glaube, es bräuchte jetzt neue Schulfächer. Computern etwa. Das würde mich schon interessieren, wie das funktioniert. Oder richtig gute Bananenshake-Rezepte."

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