Hunderassen:Raubtier wird Kuscheltier

Seit Langem leben Mensch und Hund zusammen. Von Fossilien wissen wir, wie der Mensch seinen besten Helfer fand.

Von Kathleen Hildebrand

Wie lange Hunde und Menschen schon zusammen leben, erkennt man an Fossilien. Die ältesten Hundefossilien haben Forscher in China gefunden. Sie sind etwa 15 000 Jahre alt. Die Tiere unterschieden sich schon damals deutlich von Wölfen: Sie waren kleiner und hatten kürzere Schnauzen. Vielleicht lebten Hunde also damals schon seit vielen Hundert Jahren bei den Menschen. Forscher gehen davon aus, dass es irgendwann einige zutrauliche Wölfe gab, die sich nah an die Menschen heranwagten. Sie fraßen die Abfälle und lernten nach und nach, Gesten und Tonfall der Menschen zu verstehen. Vor etwa 3000 Jahren muss es bereits Hundezucht gegeben haben, denn von da an unterscheiden sich die Hundeknochen, die Forscher gefunden haben.

Wahrscheinlich haben die Menschen Hunde für verschiedene Zwecke gezüchtet - Jagdhunde, Wachhunde oder Hütehunde. Auch die Gegend war entscheidend. In kalten Regionen war es gut, wenn die Hunde dichtes, raues Fell hatten. Im Mittelalter züchtete der Adel Jagdhunde, die zuverlässig Wild aufstöberten. Könige ließen sich oft mit ihren Hunden auf Gemälden abbilden. Die moderne Hundezucht begann aber erst im 19. Jahrhundert, als Hunde seltener als Arbeitstiere gehalten wurden, sondern als Begleiter für die Freizeit und als Schoßhunde zum Streicheln.

Langhaarcollie

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(Foto: imago)

Die Hunde dieser Rasse wurden in Schottland als Hütehunde gezüchtet. Sie passten auf die Schafherden auf und hielten die Tiere zusammen, während sie von Weidefläche zu Weidefläche zogen. Weil sie meist auf eine Schafrasse namens "Colley Sheep" aufpassten, nannte man die Hunde "Colley Dogs" - mit der Zeit wurde das der Name der Hunderasse. Als im Jahr 1943 der Film "Lassie" in die Kinos kam, wurden Collies berühmt. Auch heute kaufen sich viele Menschen einen Langhaarcollie. Weil sie ihn schön finden und nicht weil sie große Schafherden haben. Wie die meisten Hütehunde sind viele Collies also sozusagen "arbeitslos". Deshalb sollten ihre Besitzer ihnen Ersatzaufgaben geben und zum Beispiel Hundesport mit ihnen machen. Sonst werden die Tiere traurig und krank.

Dackel

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(Foto: Carsten Rehder/picture alliance / dpa)

Für welche Aufgabe dieser Hund früher einmal gedacht war, kann man an seinem offiziellen Namen erkennen: Der Weltverband für Hundezucht nennt ihn "Dachshund". Jäger haben ihn gezüchtet, damit er ihnen bei der Jagd nach Dachsen und Füchsen helfen kann. Die leben in einem engen Bau, in den ein Mensch höchstens mit dem Arm hineinkommt. Der Dackel sollte das Tier hinausjagen. Deshalb wurde er so gezüchtet, dass er sehr kurze Beine hat und einen schmalen Körperbau. Der Dackel war lange so beliebt in Deutschland, dass er zu einer Art Maskottchen für das Land und seine Bewohner wurde. Als 1972 die Olympischen Spiele in München stattfanden, war ein bunter Dackel namens "Waldi" auf dem Logo zu sehen.

Labradoodle

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(Foto: Reuters)

Heute werden neue Hunderassen nicht mehr für bestimmte Zwecke gezüchtet wie zum Jagen oder zum Bewachen eines Bauernhofs. Für die meisten Menschen ist wichtig, dass ihr Hund schön aussieht - und möglichst nicht genauso wie der vom Arbeitskollegen. Seit ein paar Jahren sind Kreuzungen bekannter Hunderassen wie der "Labradoodle" sehr beliebt. Er ist eine Mischung aus Labrador und Pudel, sein Name ist eine Kombination aus den beiden Rassenamen (Poodle ist Englisch für Pudel). Andere Züchter kombinieren Mops und Beagle oder Dackel und Chihuahua. Die neuen Kreuzungen sehen niedlich aus. Aber weil sie so beliebt sind, nehmen Züchter viel Geld für die Hunde. Und anders als bei Rassehunden weiß man bei den Mischlingen nicht, was sie für einen Charakter haben.

© SZ vom 16.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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