Hirnforschung:Der Hunger und die Lust

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Lustvoll essen, auch wenn man keinen Hunger hat - das macht nicht nur froh, sondern auch dick. Britische Wissenschaftler suchen nun einen Weg, lustbetonte Esser zu bremsen.

Marlies Michaelis

Hunger und Lust am Essen sind zwei völlig unterschiedliche Empfindungen. Diese Unterscheidung findet auch im menschlichen Gehirn eine Entsprechung. Rachel Batterham vom University College London und ihre Kollegen berichten im Fachmagazin Nature (online first), das zwei völlig unterschiedliche Hirnregionen Impulsgeber für den Griff zur Nahrung sind.

Szene aus dem Film: Das große Fressen (Foto: Foto: Cinetext)

Die britischen Wissenschaftler untersuchten bei acht Testpersonen per Magnetresonanztomogtaphie (MRT), welche Teile des Gehirns im Zustand des Hungers und nach simulierter Sättigung besonders aktiv waren und beobachteten parallel, welche Mengen die Testpersonen aßen. Das Signal "Es gab schon genug zu essen" erhielt das Gehirn dabei über ein künstlich verabreichtes Hormon.

Das Ergebnis: Hatten die Testpersonen das Hormon erhalten, änderten sich die neuronalen Aktivitäten im Gehirn - dann war das Großhirn die maßgebliche Instanz. Blieben die Testpersonen hungrig, so waren weiterhin die Aktivitäten im Hypothalamus für das Essverhalten maßgeblich.

Nach dem Hunger kommt die Lust

Die lustbetonten Esser gaben sich immerhin mit weniger Nahrung zufrieden - nachdem sie das Sättigungs-Hormon erhalten hatten, verzehrten sie 25 Prozent weniger Kalorien als die Überlebens-Esser.

"Mit der Präsenz eines Sättigungsfaktors wechselt der Taktgeber für das Essverhalten", schreiben die Autoren. Ohne Sättigung bestimme der für das Überleben zuständige Bereich die Nahrungsaufnahme. Nach simulierter Sättigung dagegen käme die Regulierung aus dem Großhirn - und diene nicht mehr dem Überleben sondern der Lust am Essen.

Die Forscher wollen nun untersuchen, ob sich diese Abläufe bei Menschen mit zu vielen und zu wenigen Pfunden wesentlich von denen normalgewichtiger Personen unterscheiden. Ihre Ergebnisse, hoffen die Forscher, könnten es ermöglichen, regulierend in die Appetitregionen des Gehirns einzugreifen.

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