Hip im Alter:Senioren als Trendsetter

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Rollstühle im Restaurant, Strickcafés und Schiesser-Doppelripp - Nein, wir waren nicht auf einer Seniorenmesse. Dies sind Trends, die uns der demographische Wandel beschert.

Berit Uhlmann

Essen auf Rädern

Der Künstler Damien Hirst hat in Singapur ein neues Trend-Restaurant eingerichtet: das "Aurum". Viel Gold verarbeitete der reichste Künstler der Gegenwart dort - so auch auf den Rollstühlen, in denen die Gäste speisen. Passend zum gehobenen Klinikambiente verabreicht Molekularkoch Paco Roncero, ein Schüler von Ferran Adrià, seine mit medizinischer Exaktheit hergestellte Kost.

Liebestöter de Luxe

Mittlerweile zwängt die Mode den Mann nicht einmal mehr auf Mallorca in den Tanga. Schiesser reagierte schnell auf den Abstieg des knappen Höschens und belebte den altbackenen Schlüpfer wieder. Das Traditionsunternehmen bringt seither erfolgreich "Doppelripp" und "Knüftrikot" an Mann und Frau. Am nettesten bejubelte die taz die Luxusanfertigungen der Liebestöter und schrieb: "Spießigkeit ist schön, raunen die neuen Retro-Leibchen in nüchterner Unschuld".

Hollywoods Strickliesel

Trendmagazine sprechen von einer Epidemie: In amerikanischen, britischen und zunehmend in deutschen Städten öffnen Strickcafés, in denen einige ältere, viel häufiger aber junge Leute zwischen Prosecco und Pils die Wollknäuel auspacken. In Japan sollen sogar unzählige Männer an der Stricknadel hängen. Auch Hollywood hat die Masche aufgegriffen und verfilmt demnächst den Roman "The Friday Night Knitting Club" - in der Hauptrolle soll Julia Roberts stricken.

Glanz für die Glatze

Die Greisenfrisur macht Unternehmer reich. B.B.C. - Bald by Choice nennt sich in den USA die wachsende Gemeinde der Männer, die sich freiwillig das Haupt kahl scheren lassen. Als Ergebnis boomt die Glatzenkosmetik: Spezielle Tiefenreiniger, Conditioner, Feuchttücher, Cremes, Sunblocker und Rasierer tragen ihren Teil zum rund fünf Milliarden Dollar umfassenden US-Markt der Männerkosmetik bei.

Der Tanztee

Wahrscheinlich wissen sie es selbst nicht. Aber die trendigen Menschen, die um 17 oder 18 Uhr in voller Büro-Montur zum After-work-Clubbing gehen, um ein bisschen zu chillen und zu grooven, machen nur das, was die Senioren in den Bürgerhäusern der Republik veranstalten: Mit Perlenkette oder Krawatte angetan beim Tanztee ihre Rüstigkeit erhalten.

Die Brillenkette

Das Accessoire vergesslicher Rentner ist ein Renner, seit die US-Firma La Loop eine Edelversionen aus Silber, Türkisen und Opalen auf den Markt brachte. In "America's Sweetheart" trug Julia Roberts die Kette, in "Oceans Twelve" baumelte sie Brad Pitt auf der Brust und Rod Stewart ließ sich für ein Plattencover mit ihr ablichten.

Das Nickerchen

Hat man Kleinkinder und Alte für ihren Mittagsschlaf einst belächelt, erweisen sie sich jetzt als Vorreiter des modernen Lebensstils. In New York zahlen Berufstätige einiges an Geld, um im öffentlichen Schlafzentrum ein paar Minuten zu schlummern. Napping-Forscher und -Berater legen Firmen nahe, sich um ein Schlafplätzchen für ihre Mitarbeiter zu kümmern.

Auf "Omas Art"

Zugegeben, meist werden Großelterns Namen in Verbindungen wie "Omas Erbsensuppe" verwendet, doch zunehmend steht er für coolere Dinge: "Omas Teich" ist ein Indie-Rock-Festival in Ostfriesland und über "Rock-Opas" spricht man längst nicht mehr abfällig. Das Attribut "grandpa" tragen in den USA etliche Händler von Motorrädern und Autotuning-Zubehör im Namen. Und er gibt beispielsweise auch "Grandpa's Mariuhana Handbook" die richtige Würze.

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