Deshalb kommt wohl auch ein ganz gemischtes Publikum - Professoren wie Hartz-IV-Empfänger, Familien mit ihren Wäschebergen aus dem Urlaub genauso wie der Mathestudent mit seinen Karohemden, der geduldigen Mitmenschen seine Formeln erklärt. Aber auch Fußballmannschaften und Restaurants lassen bei ihm waschen. Und dann sind da noch die Menschen, "die ihre Träume schon längst begraben haben", wie Leck sagt.
Wenn er die Frage hört, warum er seinen besonderen Waschsalon nicht in Berlin-Mitte eröffnet hat, wo eine betuchte wie verwöhnte Klientel stets dankbar die neuesten Kitzel erwartet, wird er fuchsig. "Sollen andere Bezirke keinen schönen Waschsalon kriegen?" Wahrscheinlich wäre Freddy Leck in Mitte auch nicht so auffällig, und seine romantische Botschaft käme in Ermangelung eines sozialen Gefälles auch gar nicht richtig zur Entfaltung.
Die gute Seele des Salons
Lecks Mitarbeiterin Ilka wischt nach jedem Waschgang die Glasluke, die Gummidichtung und den Einspülkasten aus, und poliert das Glas und den Chrom fingerabdruckfrei. Auf die Makellosigkeit seiner heißgeliebten Miele-Maschinen - "Ich will im nächsten Leben eine Miele-Waschmaschine werden" - legt der Chef größten Wert. "Ich weiß, dass es Leute gibt, die Waschsalons meiden, weil sie nicht die Schamhaare des vorherigen Kunden sehen wollen. Die Schamhaare befinden sich in den Handtüchern, lösen sich dann beim Waschen und sammeln sich in der Luke an", erklärt Leck. Ebenso wenig verträgt der Kunde den Anblick von Flusen, Waschmittelresten und Kalk-Schmodder.
Ilka nickt wissend. Die ehemalige Langzeitarbeitslose rekrutierte Leck aus der Nachbarschaft. Ilka verschlug es vor einigen Jahren von Potsdam nach Berlin-Moabit. "Damals hab ich erst mal nur geheult", sagt sie. "Aber jetzt will ich hier nie mehr weg." Sie traf Leck erstmals, als dieser sich auf die Straße stellte und die Passanten zählte, um die Geschäftslage einzuschätzen. "Ich dachte, schreibt der die Autos auf?" Jetzt ist sie unentbehrlich, Leck nennt sie die gute Seele des Salons. Er ist den Tränen nahe, wohl vor Rührung.
Lebensretterin Mireille Mathieu
Dass Freddy Leck selbst harte Zeiten erlebt hat, ist unverkennbar, so emotional argumentiert er über seine Motivation und seinen Mut zum Risiko. In seine Vergangenheit will er sich nicht hineinblicken lassen. Nur so viel: Geschäftliche Angelegenheiten und Liebesbeziehungen zu verbinden, kann zu Enttäuschung führen, das alte Lied eben. Apropos Lied: Da kommt seine Lieblingssängerin ins Spiel, Mireille Mathieu. An ihren Songs hat er sich in Krisen immer wieder aufgerichtet. "Ich glaube ihr, wenn sie von gebrochenem Herzen singt, ihr verdanke ich mein Leben", schwärmt er. Mehr will er dazu nicht sagen.