Familientrio:So viele Fragen

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Johanna Z. ist besorgt, weil ihre Kinder nachts schlecht schlafen, Albträume haben und ihnen die Gesichtsmasken überall Angst machen. Unsere drei Experten geben Ratschläge, wie die Familie mit der Situation besser umgehen kann.

Wir haben die letzten Wochen als Familie mit zwei Kindern, die 3 und 5 Jahre alt sind, ganz gut rumgebracht. Wir essen immer zusammen, gehen in den Garten, skypen mit der Oma, und mit der Arbeit geht es auch irgendwie. Nun häuft es sich, dass die Kinder Albträume haben und auf einmal viele Fragen stellen, die Masken überall machen ihnen Angst. Was können wir tun?

Johanna Z. aus Wismar

Margit Auer:

Was Sie tun können? Die Fragen zu Corona beantworten! Es gibt genügend Blogs und Artikel, die das Thema kindgerecht angehen. Susan Schädlich erklärt Corona für Kinder zum Beispiel gut bei Instagram. Lesen Sie sich ein und stellen Sie sich den Fragen Ihrer Kinder. Kinder verkraften viel mehr, als wir glauben. Heben Sie dabei unbedingt hervor, dass Kinder nicht zur Risikogruppe gehören und dass wir selbst viel dazu beitragen können, uns nicht anzustecken. Händewaschen nicht vergessen, träller, träller ... Kinder sind vernünftiger als viele Erwachsene und halten sich eher an Regeln als Fußballspieler in der Kabine. Gehen Sie das Thema Masken spielerisch an: Kramen Sie Taucherbrillen, Schals und Tücher hervor und spielen Sie Verkleiden. Denken Sie sich Geschichten rund um die Maske aus: Spielen Sie Pirat, Forscherin oder Ärztin. Dann fühlt es sich hinterher "normaler" an, wenn die Menschen draußen einen Mundschutz tragen. Aber spielen Sie nicht Bankräuber. Diesen lahmen Witz, der gerade im Internet kursiert ("Ich geh dann mal eine Bank überfallen, haha"), den kann ich nämlich nicht mehr hören.

Margit Auer ist die Autorin der Kinderbuch-Bestseller-Reihe "Die Schule der magischen Tiere", die inzwischen mehr als acht Millionen Mal gedruckt und in 25 Sprachen übersetzt wurde. Sie hat drei erwachsene Söhne und lebt mitten in Bayern. (Foto: Auer)

Herbert Renz-Polster:

Das wird noch eine Weile anhalten. Die Angstrealität ist die neue Realität. Kinder in dem Alter spüren das, und sie stellen dazu viele Fragen. Glauben Sie aber nur nicht, dass sie jetzt mit langen Arien jeden Corona-Winkel ausleuchten müssen. Sie antworten auf die Fragen kurz und direkt. Das Wichtigste ist, welches Gefühl Sie dabei ausstrahlen. Das kommt dann bei den Kindern an. Und da haben Sie ja schon mal eine wichtige Ressource: dass Sie selber sich im Klaren sind, dass das Leben weitergeht und Sie sich nicht in Angst verkriechen. Sie glauben nicht, wie viel Unfug die Angst anrichtet: In unserer Nachbarschaft dürfen Kinder nicht mehr mit ihren Großeltern, die im gleichen Haus wohnen, durch den Garten wandern, wo sie sonst immer die wachsenden Blumen zusammen angeschaut haben. Dabei lässt sich das Infektionsrisiko mit ein wenig Aufwand doch ganz gut beherrschen. Und die Rolle der Kinder als vorgebliche Virenschleudern ist in der Wissenschaft sowieso umstritten. Je mehr man in seiner Gefühlswelt die Kirche im Dorf lassen kann, desto eher klappt es auch, die Kinder im Alltag zu stärken.

Herbert Renz-Polster ist Kinderarzt, Wissenschaftler und Autor von Erziehungsratgebern und des Blogs "Kinder verstehen". Er hat vier erwachsene Kinder und lebt mit Frau und jüngstem Kind in Ravensburg. (Foto: Verlag)

Collien Ulmen-Fernandes:

Wenn die Kinder sehr viele Fragen stellen, sollten Sie sehr viele Antworten geben. Sie können den Kindern erklären, dass Mundschutze, so sehr sie das Gesicht eines Menschen auch verändern, eine rücksichtsvolle und ziemlich gute Sache sind, dass man sie anzieht wie einen Fahrradhelm, wenn man auf sein Fahrrad steigt. Sie können erklären, was so ein Virus eigentlich ist und wann es gefährlich wird - und dass die Körper Ihrer Kinder kein Problem mit den Viechern bekommen werden, wohl aber die Körper von Oma und Opa, weil sie älter und schwächer sind. Sie können, in kindgerechter Sprache, beschreiben, warum sich das Leben gerade ändert und dass es sich schnell wieder normalisiert, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Und dieser Strang bedeutet: Maske auf!

Collien Ulmen-Fernandes ist Schauspielerin und Moderatorin. Die Mutter einer Tochter wohnt in Potsdam und hat den Kinderbuch-Bestseller "Lotti und Otto" und den Elternratgeber "Ich bin dann mal Mama" verfasst. (Foto: Anatol Kotte)
© SZ vom 23.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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