Ex-Geliebte:Der Quickie zum Erfolg

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Selten wurde aus einer Praktikantin ein Star, nur weil sie ihre Affäre mit einem Promi öffentlich machte. Aber für etwas Ruhm reicht es - nicht nur bei Monica Lewinsky. Ein Überblick.

An Titelblättern gemessen, waren die vergangenen sechs Wochen die erfolgreichsten im Leben von Sandra Bullock. Erst bekam sie einen Oscar. Dann verlor sie einen Ehemann. Wobei das zweite Ereignis deutlich mehr Beachtung fand. Genau genommen ist Bullocks Oscar-Triumph inzwischen nur noch die Hintergrundfolie, vor der sich der Sturz ins Ehe-Elend besonders drastisch ausnimmt. Von so weit oben nach so tief unten, das packt die Leute, das ist seit Wochen überall auf der Welt in allen Details nachzulesen.

Brachte Tattoo-Model Michelle McGee durch eine Affäre groß raus: Sandra Bullocks Mann Jesse James. (Foto: Foto: Reuters)

Für einen etablierten Star wie Sandra Bullock gilt: Nicht jede PR ist gute PR. Andere sind da weniger wählerisch. Zu einer Betrugsgeschichte, wie die Schauspielerin sie gerade erlebt, gehört immer auch (mindestens) eine lachende Dritte. Die Dynamik der Geschichte will es so, dass nun Michelle McGee, das "Tattoo-Model", die "Bombshell", "die Frau, die Sandras Ehemann stahl", ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gespült wird - und sie hat absolut nichts dagegen einzuwenden.

Autogrammstunden und Oben-ohne-Auftritte sind fest geplant, von einer eigenen Fernsehsendung ist die Rede, eine noch schnell auf den Markt geworfene Autobiographie würde zumindest nicht erstaunen. "Promi-Geliebte" gilt heutzutage als Attribut, auf dem sich eine Karriere aufbauen lässt, die allerdings meist nur von kurzer Dauer ist. In den seltensten Fällen ist aus einer Stripperin eine Schauspielerin geworden, nur weil sie mit einem berühmten Mann Sex gehabt und darüber geredet hat. Ein Überblick.

Menschen und ihre Tattoos
:Farbe bekennen

Ein Zeitungsverkäufer aus Chile ließ sich 82 Mal das Portrait von Julia Roberts auf seinen Körper tätowieren. Aber auch bei Sportlern, Popstars, Politikerfrauen sind Tattoos längst salonfähig.

Joslyn James trägt im bürgerlichen Leben einen Doppelnamen, doch welcher Pornofilmproduzent merkt sich schon so was: Veronica Siwik-Daniels. Als Joslyn James hat die 32-Jährige, die eine jahrelange Beziehung zu Tiger Woods unterhalten haben will, eine Blitzkarriere in gemacht. Gerade erst trat sie zwei Tage lang als Stargast im "Pink Pony"-Club in Atlanta auf, wo sie als "Geliebte Nr. 11" das männliche Publikum zum Kreischen animierte, während der reumütige Golfprofi ganz in der Nähe bei den US Open sein Comeback startete.

Bekam angeblich 1000 SMS von Tiger Woods: Porno-Darstellerin Joslyn James. (Foto: Foto: AFP)

Die selbstbewusste Pornodarstellerin ("Big Breasted Nurses", etc.) ist der Beweis dafür, dass ein paar dramatisch inszenierte Behauptungen, das Postulat einer Affäre genügen, um sich in Szene zu setzen: Kein Mensch weiß, wie viele sexuell eindeutige Textnachrichten Tiger Woods wirklich an seine Nr. 11 geschickt hat - sie selbst spricht von ungeheuerlichen 1000 SMS. Sicher hat sie dabei das Dollarzeichen in den Augen, denn sie ahnt wohl: Ex-Geliebte teilen das Schicksal, allzu rasch vergessen zu sein.

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Von Lena Jakat

Es war wie ein Sechser im Lotto, als die Prostituierte Devine Brown in einer Juninacht 1995 auf dem Sunset Boulevard in ein Auto gebeten wurde. Der Auftrag: ein Blowjob. Der Freier: Hugh Grant. Die Publicity: gratis. Polizisten erwischten die beiden in einer Seitenstraße und schossen für die Akten Fotos, die um die Welt gingen.

Für den Schauspieler bedeuteten die sechs Monate Bewährung "wegen unzüchtigen Verhaltens" einen Karriereknick. Brown dagegen freute sich über Medien- und Werbeauftritte, für die sie nach eigenen Angaben insgesamt 2,2 Millionen Dollar einstrich.

Noch zwölf Jahre später ließ es sich ihr (nun Ex-)Ehemann nicht nehmen, sich in Interviews zu bedanken: "Das Geld floss und floss in unsere Taschen. Sie gab Interviews, warb für Unterwäsche, Lippenstift. Wir haben ein neues Haus, neue Autos gekauft. Ich liebe Hugh Grant.

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Nereida Gallardo, 26, war Krankenschwester auf den Balearen, ehe sie 2008 den portugiesischen Fußballer Cristiano Ronaldo kennenlernte, der damals bei Manchester United unter Vertrag war. Mehrere Monate lang war sie seine Gespielin, lebte nach eigener Auskunft fünf Tage in England und zwei Tage in der spanischen Heimat.

Sie beteuert, dafür gesorgt zu haben, dass Ronaldo seinerzeit den Pfad der sportlichen Tugend nicht mal ansatzweise verließ ("essen, schlafen, Siesta, Pool, dann spielten wir Playstation"); allerdings habe Ronaldos Mutter einer möglichen Langzeitbeziehung ablehnend gegenüber gestanden. Ronaldo trennte sich per SMS.

Sie rächte sich, indem sie öffentlich mitteilte, dass in Ronaldos Wohnzimmer Pornos rumliegen. Dann zog sie sich gegen gutes Geld für die spanische Zeitschrift interviú aus. Zudem schwatzt sie sich durch die Klatschsendungen des spanischen Fernsehens, dort werden ganz faire Honorare gezahlt.

Zuletzt wurde sie als Gast bei einer Preisverleihung für Fußballtrainer in Portugal gesehen. Ob sie die Altersklasse gewechselt hat?

Luciana Gimenez Morad war Mick Jaggers Mittel gegen die fortschreitende Vergreisung, und sie hat selbst auch davon profitiert. Es gibt ja diesen saudummen Spruch, wonach nur Frauen älter, Männer hingegen reifer werden. Unsinn! Mick Jagger sieht trotz gefärbter Haare und zurechtgerückter Zähne so aus, wie man mit 66 eben aussieht: alt.

Da helfen auch pubertäre T-Shirts nichts. Es läuft die Zeit - und er läuft mit. Jagger weiß das, und versucht das immer wieder durch Affären mit jungen, hübschen Dingern wettzumachen.

Gut, die Affäre mit dem brasilianischen Model ist jetzt auch schon zwölf Jahre her und Frau Morad sah nicht nur sehr gut aus, sondern beherrschte auch sechs Sprachen fließend. Ein Sonnenkind also, auch, weil sie einen sehr reichen Vater hatte, der ihre Geburt mit einem rauschenden Sechs-Tage-Fest feierte.

Dank Jagger druckten die Gazetten dann Fotos von Morad noch größer als die von Jerry Hall, was ihren Marktwert hob. In Brasilien bekam Morad eine eigene Fernsehshow und mit Jagger einen Sohn. Mittlerweile ist sie 40 und glücklich mit dem Vize-Präsidenten ihres Fernsehsenders verheiratet. Mit anderen Worten: eine reife Frau.

Patrizia D'Addario, 42, stellt sich auf ihrer offiziellen Website als vielseitige Unterhaltungskünstlerin vor. Die Bild-Zeitung bezeichnet die blonde Süditalienerin etwas schlichter als "Berlusconis Hure".

Unterhielt Premierminister Silvio Berlusconi auf ganz eigene Art: Patrizia D'Addario. (Foto: Foto: Getty Images)

Der italienische Premierminister Silvio Berlusconi soll sich Ende 2008 von D'Addario in seinem römischen Palazzo ziemlich vielseitig und kunstvoll unterhalten lassen haben, angeblich für 2000 Euro die Nacht.

Die karrierebewusste Dame schnitt die Treffen mit dem Handy mit und präsentierte ihre Erlebnisse dann später der Weltpresse. Berlusconi verteidigte sich auf seine Weise: Er habe es nicht nötig, für Sex zu bezahlen.

Wenn D'Addario auch nicht die erhoffte Karriere in der Politik machte, so schlug sie dennoch Kapital aus der Staats-Affäre. In Italien wurde sie in kurzer Zeit mit Fernsehauftritten weltberühmt. Neuerdings versteht sie sich auch als Gesangskünstlerin und präsentierte ihre erste Single. Titel: "All You Want".

Monica Lewinsky, 36, hat der Welt viel hinterlassen: einen amerikanischen Ex-Präsidenten, dem zwölf Jahre nach Bekanntwerden der Affäre greise Staatsmänner noch gönnerhaft zuzwinkern. Ein blaues Kleid mit weißen Flecken in der Asservatenkammer des FBI. Einen Paradigmenwechsel in der Betrachtung von Praktikantinnen.

Wer es vom Kopierer zum Hosenstall Bill Clintons schafft, kann noch viel mehr: Bücher schreiben, gegen Geld Interviews geben, bizarre Taschen designen. All das hat Lewinsky gemacht, Millionen verdient - und verjuxt.

Auf der Suche nach Sinn studierte sie Psychologie, forschte zu Vorurteilen und ging jetzt einem Professor bei einer Arbeit zum Ende der Tugend in Amerika zur Hand. Sowieso scheint sie heute sehr sittsam zu sein: Als Hobby gab sie vor einer Weile Stricken an.

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