Ernährung:Essen statt Wissen

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Zwei Drittel aller Deutschen interessieren sich für Ernährung - aber nur acht Prozent können ihren Energiebedarf richtig einschätzen.

Hannah Beitzer

Fernsehköche, Diätratgeber, ständig neue, vermeintlich innovative Produkte - das Thema Ernährung ist überall. Zwei Drittel aller Deutschen geben in der am Mittwoch veröffentlichten Nationalen Verzehrstudie an, sich für Ernährung zu interessieren und sich auch zu informieren. Über die Hälfte der Befragten kennt die richtige Erklärung für probiotischen Joghurt, mehr als zwei Drittel wissen, was ACE-Getränke sind. Fast die Hälfte der Bevölkerung behauptet von sich, gut bis sehr gut kochen zu können. Nicht schlecht, möchte man meinen.

Alkohol ist gesundheitsschädigend - das wird häufig unterschätzt. (Foto: Foto: dpa)

Beim generellen Ernährungswissen sieht die Bilanz jedoch weit weniger positiv aus. Nur acht Prozent der Deutschen können ihren täglichen Energiebedarf in Kilokalorien richtig einschätzen. Was hilft es da, dass die Europäische Union Nahrungsmittel-Produzenten verpflichten will, ihre Produkte mit genauen Angaben über Energiegehalt, Kohlenhydrate, Fett und Zucker zu versehen? Auch scheinen die meisten Menschen sich nicht allzu große Sorgen um ihre Ernährung zu machen.

Obwohl die bundesweite Verzehrstudie zeigt, dass viele Deutsche zu dick sind, rangiert die Angst der persönlichen Gesundheitsgefährdung durch Nahrungsmittel und Getränke nur auf Platz neun, hinter der Gefährdung durch Zigaretten, Radioaktivität, Stress im Beruf, Verkehr, Luft, Lärm, Klima und Arzneimittel.

Bei der Risikoeinschätzung im Bereich Lebensmittelqualität und Ernährung liegen die Gefahren von "zu viel und zu einseitig essen" nur auf Platz vier. Die vorderen Plätze belegen Pestizid-Rückstände, verdorbene Lebensmittel sowie Arzneimittel- und Hormonrückstände in der Nahrung - also die Lebensmittelskandale der letzten Jahre. Die Gefahren von ungesunder Ernährung werden im Vergleich zu den medienpräsenten Themen als geringer eingeschätzt. Weniger als die Hälfte (41,6 Prozent) sieht eine persönliche Gefährdung durch Alkohol, nur 37,9 Prozent durch Cholesterin.

Verbraucherschutzminister Horst Seehofer beklagt die schlecht ausgeprägte Risikowahrnehmung und fordert mehr Aufklärung. Doch das ist leichter gesagt als getan, schließlich gibt es bereits eine große Fülle von Informationen zum Thema Ernährung. Doch welche Ernährungstipps tatsächlich seriös sind, ist für den Verbraucher nur schwer zu erkennen.

© SZ vom 1.2.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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