Begrabt mein Herz an der Biegung des Überflusses: Brauchen wir wirklich alles, was neu ist? Die nicht ganz objektive Konsumterror-Kolumne. Heute: Alles so schön bunt hier - der leuchtende Duschkopf. Ein Platz an der Tonne oder ein Platz an der Sonne? Stimmen Sie ab!
Das Badezimmer, genauer: die Dusche, ist nicht umsonst Schauplatz einer der berühmtesten Schock-Szenen der Kino-Geschichte. Sie ist wie Dantes Vorhölle mit Wasseranschluss: Niemand verlässt am Morgen gerne das schlafwarme Bett, um die Füße auf kalte Fliesen zu setzen und sich dann auch noch bei Schlachthofbeleuchtung im Spiegel sehen zu müssen.
Schon viele haben sich daran versucht, diese gekachelte Folterkammer unseres Egos menschenwürdiger zu gestalten. Allein, es blieben Verzweiflungstaten, klägliche Versuche, mediterrane Lebensfreude in den Nassraum der Teutonen zu bringen.
Verzweifelte sind zu allem fähig. Sie tupfen Terracottafarben mit Schwammtechnik auf Wände. Sie lassen sich von selbsternannten Einrichtungsexperten einreden, indirekte Beleuchtung schmeichle dem grünlichen Teint des Frühaufstehers. Sie kaufen Badradios aus Plastik in Form eines grinsenden Frosches und meinen, Sprüche von Radiomoderatoren würden für Stimmung sorgen.
Somewhere under the rainbow
Doch was soll daran gut sein, wenn die Moderatoren einem schon am Montagmorgen vorbeten, dass die Arbeitswoche bald vorbei ist? Wenn sie Mittwochs zum Bergfest rufen? Wer dann so weit gegrillt ist, dass er seinem Leben das Ende wünscht, hat den Alltagskampf schon verloren.
Wer weiter kämpfen will, bekommt nun Hilfe - vom "Gute-Laune-Duschkopf". Der Hersteller Erro Design will erkannt haben, dass die Deutschen ein verspieltes, lichthungriges Volk sind und hat zwölf LEDs in den Duschkopf eingebaut. Mit Farbwechsler in allen Farben des Regenbogens. Betrieben werden die Lichter durch eine Mini-Turbine, die den Wasserdruck in Licht umsetzt.
Würden hier lediglich die Namen von Produkten beurteilt, wäre der furchtbare teutonendämliche "Gute-Laune-Duschkopf" schon jetzt in der Tonne. Wer dem Objekt aber eine Chance gibt, stellt Erstaunliches fest: Während das warme Wasser den Köper benetzt, verwandelt sich die Nasszelle in ein Regenbogenland. Das Wasser wird in rotes, grünes und blaues Licht getaucht, und der Duscher gleich mit.
Der Warmduscher in uns freut sich
Man duscht in flüssigem Sonnenschein! Alles ist erleuchtet! Alles strahlt! Die bunte Brause macht aus der bösen Fratze des Badezimmers am Morgen einen freundlichen Guten-Morgen-Clown. Der ist so nett, dass selbst ockergelbgetupfte Wände, Bergfest und Moderatoren-Stuss einem die Stimmung nicht mehr verderben können.
Das Leben kann ganz einfach so viel schöner werden. Der Duschkopf schmeichelt, er meint es gut mit einem, er verspricht Rundum-Pamperisierung. Das hat uns gefehlt - endlich darf der Warmduscher in uns, der bisher unterdrückt wurde, heraus. Der hatte lange genug ein schlechtes Image. Wer dazu steht, wird merken: Alles so schön bunt hier, alles wird gut.
Ein Platz an der Sonne!
Und was sagen Sie? Stimmen Sie ab!