Aktuell:Trikotstreit

Der 1. FC Köln hat mehr als 111 000 Mitglieder. Trotzdem hat die Kündigung eines Fans für Diskussionen gesorgt. Um Fußball geht es nur am Rande.

Von Georg Cadeggianini

Man muss schon sehr genau hinschauen: Das da oben ist Deutschlands größte Moschee. Unten sieht man das neue Auswärtstrikot des 1. FC Köln. Rot, mit Geißbock Hennes und im Hintergrund ein paar Gebäuden, die auffällig sind in der Stadt. Nur so in Umrissen. Die Hohenzollernbrücke, der Kölner Dom - und die Moschee. Unter dem U von Uhlsport. Entdeckt? Gut. Nun hat sich ein Fan aufgeregt, seine Mitgliedschaft gekündigt: Eine Moschee gehöre nicht aufs Fußballtrikot, beschwerte er sich. Der Verein freute sich über die Kündigung. "Hadi tschüss", antwortete er auf Türkisch-Deutsch. Das heißt: "Auf geht's und tschüss." So weit, so wurscht. Komische Leute gibt es überall. Was daran jetzt spannend ist? Daraus ist eine interessante Diskussion darüber entstanden, ob der weltoffene Klub ("Levve und levve losse. Wir wollen Toleranz, Fairness, Offenheit und Respekt - immer und überall") sich mit der Moschee genauer auseinandersetzen müsste. Denn die betreibt der Islamverband Ditib. Und der steht schon seit Längerem in der Kritik. Weil er mit Menschen in Verbindung gebracht wird, die gegen Homosexuelle oder das Judentum hetzen, und sich nicht nur um Religion kümmert, sondern auch um die Anliegen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in Deutschland. Der Fußballverein verteidigt sich: Die Moschee auf dem Trikot sei als Symbol gedacht. Es stehe für die große türkische Community in Köln und die vielen FC-Fans dort. Warum es Ditib sein musste? Gehört eben zur Skyline.

© SZ vom 22.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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