Aktuell:Spider-Man in Echt

In Paris rettet ein junger Flüchtling aus Mali ein Kind, das von einem Balkon zu stürzen droht. Nun wird er als Held gefeiert und bekommt die französische Staatsbürgerschaft

Von Nina Himmer

Vier Stockwerke und zehn Meter kletterte Mamoudou Gassama furchtlos hinauf. (Foto: AP)

Ein Mann klettert eine Hauswand hoch. Schnell und geschickt hangelt er sich von einem Balkon zum nächsten. Über ihm: Ein kleiner Junge, der von einem Geländer im vierten Stock zu stürzen droht. Unter ihm: Aufgeregte Menschen. Manche jubeln ihm zu, andere können vor Aufregung kaum hinsehen. Es dauert keine halbe Minute, dann hat er das Kind erreicht und zieht es zurück auf den Balkon. Wegen dieser Aktion wird Mamoudou Gassama jetzt als Held gefeiert. Millionen Menschen haben das Video gesehen. Im Internet heißt Gassama längst "Spiderman". Der französische Präsident Emmanuel Macron hat ihm persönlich gedankt - und dem Flüchtling aus Mali in Westafrika einen französischen Pass und einen Job bei der Pariser Feuerwehr versprochen. Das finden nicht alle gut: Viele fragen sich, ob man erst zum Superhelden werden muss, um in Frankreich bleiben zu dürfen. Trotzdem ist natürlich toll, was Mamoudou Gassama geleistet hat - und das, obwohl er gar kein Kletterer ist, sondern am liebsten Fußball spielt. Für ihn und den kleinen Jungen ging alles gut aus, niemand wurde verletzt. Ärger droht allerdings den Eltern des Vierjährigen, weil sie nicht gut auf ihr Kind aufgepasst haben.

Große Ehre: Präsident Emmanuel Macron gratulierte dem „Spiderman“ persönlich. (Foto: Thibault Camus/dpa)
© SZ vom 02.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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