Aktuell:Kunst oder Klamauk

Über eine Million Euro hatte jemand für ein Bild geboten - und bekam den Zuschlag. Sekunden später zerstörte sich das Kunstwerk selbst.

Von Georg Cadeggianini

Noch hat es niemand bemerkt: Das Kunstwerk verlässt geschreddert den Rahmen. (Foto: dpa)

Manchmal gelingt einem etwas Tolles. Einen Pfannkuchen in der Luft zu drehen etwa, eine Eins in Mathe, ein noch nie da gewesenes Lego-Raumschiff. Alle stehen rum und sagen: "Toll!" Und manchmal erregt es noch mehr Aufsehen, wenn man genau das dann kaputt macht. Zerrissenes Zeugnis, Pfannkuchen für den Hund, Raumschiff zerschmettert. So war es vergangene Woche mit einem Werk des berühmtesten Streetart-Künstlers der Welt: Banksy. Auf einer Auktion wurde eines seiner bekanntesten Werke versteigert. Für das "Mädchen mit Ballon" bot jemand knapp 1,2 Millionen Euro. Kurz nachdem der Hammer gefallen war, passierte es. Ein Piepen ertönte - als ob ein Laster rückwärts fährt - und das Bild schob sich nach unten durch den Rahmen: in Streifen geschreddert. Seitdem streiten sich die Experten: Ist mit dem zerschnittenen Bild spektakuläre Kunst gelungen, die den überteuerten Markt kritisiert? Oder ist es Klamauk, der einfach Werbung macht, für das Auktionshaus, für Banksy? Der Künstler arbeitet anonym. Niemand weiß also, wer Banksy ist. Das kaputte Bild jedenfalls, meinen Experten, sei jetzt das Doppelte wert, da es jetzt ein einzigartiges Werk sei. Ob das auch beim Zeugnis funktioniert?

Im Internet zeigt der anonyme Künstler, wie er den Schredder eingebaut hat. (Foto: Banksy/Instagram)
© SZ vom 13.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: