Aktuell :Klokultur

Frei oder besetzt? Sobald man die Tür von innen verriegelt, werden die Scheiben blickdicht. (Foto: Philip Fong/AFP)

Unterwegs aufs Klo müssen? Ist oft richtig doof: Keins da oder alles eklig dreckig. In Japan ist das anders. Dort leuchten Toiletten und machen Musik.

Von Nina Himmer

Es gibt Dinge, die würde man eher in Hogwarts, der Zukunft oder der Werkstatt eines Erfinders vermuten als in der Realität. Zum Beispiel ein Toilettenhäuschen mit Wänden aus Glas, die sowohl durchsichtig als auch blickdicht sein können. Sitzt keiner auf dem Klo, kann jeder reingucken. Muss wer, ist es vorbei mit der freien Sicht. Ein solches Klohäuschen steht seit Neuestem in einem Park in Tokio, der Hauptstadt von Japan. Es ist nur eine weitere Überraschung der Tiptop-Toiletten dort: Manche öffnen sich automatisch, wenn man auf sie zugeht. Andere haben vorgewärmte Klobrillen. Wieder andere machen Spülgeräusche oder Musik, sobald man Platz nimmt. Damit sollen peinliche Geräusche übertönt werden, die jedem mal rauspupsen können. Viele japanische Toiletten putzen sich selbst, leuchten im Dunkeln, kämpfen mit schlauer Belüftung gegen Gestank und haben nicht nur schnödes Toilettenpapier parat, sondern auch eine Dusche für den Po. Wasserstrahl und Temperatur sind anpassbar und wer mag, verteilt danach noch einen Spritzer Parfüm. Luxuslokus? Nö. Mehr als 80 Prozent der Japaner haben solche Toiletten daheim, das ist dort ziemlich normal. Nun wollen die Japaner ihre Klokultur auch Besuchern näherbringen. Und zwar während der Olympischen Spiele, die nächsten Sommer in Tokio stattfinden werden. Die meisten der Gäste aus aller Welt verbinden öffentliche Toiletten wohl eher mit dem Wunsch nach einer Nasenklemme und nicht so sehr mit einer Science-Fiction-Erfahrung.

© SZ vom 19.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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