Aktuell :Endemie

Vielerorts ist die Maskenpflicht bereits gelockert, bald wird sie wohl ganz verschwinden. Zumindest für die Wintermonate empfehlen die meisten Experten aber noch Schutzmasken. (Foto: dpa)

Die Pandemie ist vorbei, sagt Virologe Christian Drosten. Aber was genau heißt das jetzt? Und wieso scheint sich niemand so richtig über diese Nachricht zu freuen?

Von Nina Himmer

Vielleicht wäre die Freude zu einem anderen Zeitpunkt größer gewesen. Vielleicht hätte man Steine von Herzen rumpeln hören, wäre eine Erleichterungs- statt einer Infektionswelle durch das Land geschwappt, hätten die Menschen gefeiert - mit der Maske als Partyhütchen auf dem Kopf statt vor Mund und Nase. Aber nach fast drei Jahren Pandemie, Krieg in Europa, Inflation, Heizkostensorgen und Dauererkältungen ist gerade bei vielen die Luft raus. Und so ging die gute Nachricht zwischen den Jahren fast unter: Die Pandemie ist vorbei. Das sagt kein geringerer als Deutschlands Ober-Virologe Christian Drosten. Viele Virenexperten teilen seine Ansicht, weil durch Impfungen und Infektionen eine gute Immunität in der Bevölkerung besteht, die Omikron-Variante mild und die Winterwelle ausgeblieben ist, weniger Menschen mit Covid auf Intensivstationen behandelt werden müssen und gerade keine gefährliche Variante in Sicht ist. Wobei man mit Blick auf rasant steigende Infektionszahlen in China hoffen muss, dass das so bleibt. Trotzdem: Gerade wandelt sich die Pandemie zur weniger gefährlichen Endemie. In diesem Wort steckt "Ende". Verschwinden wird Corona aber nicht. Wir werden weiter mit dem Virus leben müssen. Aber es wird normaler zu unserem Leben gehören, ähnlich wie die Grippe. Und es gibt nun mehr Wissen und Mittel, um sich zu schützen. Damit endet der Ausnahmezustand, in den uns das Virus lange gezwungen hat. Vielleicht kein Grund für Partyhütchen, aber einer zum Steinepurzeln.

© SZ vom 31.12.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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